„Abstimmung über MQ-Möbelfarbe startet“, berichtet ORF Wien auf seiner Webseite. Die Wiener dürfen die „Farbgebung der Outdoor-Sitzmöbel“ bestimmen. Wow! Zur Wahl stehen „Libelle“, „Kolibri“ und „Stadttaube“. Wofür werde ich da wohl „voten“?
Da sage noch einmal jemand, wir leben in postdemokratischen Zeiten, in Zeiten, wo immer mehr politische Entscheidungen als „alternativlos“ gelten, von der Klimarettung, über die Energiewende, bis zur Enteignung durch Geldflutung, dem kommenden Bargeldverbot oder der Open-Border-Politik. Da entscheiden die linken Politiker lieber ohne uns dummen Bürger, die wir ja gerne zu falschen Meinungen neigen.
Wien ist da anders. Hier dürfen die Bürger fast im Wochenrhythmus über alles Mögliche bestimmen. Und der ORF promotet jedes sogenannte Voting, sofern es aus dem Dunstkreis des Rathauses oder anderer linker Freunde kommt.
Im Sommer durften die Wiener etwa abstimmen, wie die „Sprühnebelduschen“, die die Stadt an einigen Plätzen aufgestellt hat, heißen sollen. Uli Sima ließ die Wiener ebenfalls heuer entscheiden, ob und mit welcher Note die Wiener U-Bahnen beduftet werden sollen. Ob sich das bei den vielen und langen Ausfällen und Betriebsstörungen überhaupt noch lohnt? Auch welche Nummer die neue Straßenbahnlinie zwischen Kaiserebersdorf und Enkplatz tragen soll, stand zur Abstimmung. Wien, die Hochburg der direkten Demokratie. Da kann die Schweiz einpacken.
Und jedes noch so dämliche „Voting“ wird vom ORF medial begleitet und beworben. Jedes Mal rührt er kräftig die Werbe-Trommel. Nichts ist ihm zu blöd, nichts zu peinlich, schließlich kommen die meisten dieser Voting-Ideen aus dem Rathaus. Der ORF weiß eben, was sein Kunden wollen und er weiß vor allem, wer seine Kunden sind.
Über die Kollateralschäden der Masseneinwanderung oder die roten Skandale berichtet man, wenn überhaupt, eher kurz und zurückhaltend. Dafür bläst man jede dämliche PR-Idee aus dem Rathaus groß auf. Mit irgendwas muss man ja seine Sendezeit und seine Internetseite füllen. Der ORF würde auch begeistert berichten, wenn die Wiener darüber abstimmen sollen, welche Farbe die Socken von Michael Ludwig haben sollen.
Füllt man seine Internetseite und Nachrichten mit PR-Schrott, bleibt weniger Platz für jene Nachrichten, die für die Bürger relevant sind, die die Wiener tatsächlich interessieren und eventuell beunruhigen könnten, also für die Realität. Außerdem suggeriert man den Bürgern so, wie sehr sie ins öffentliche und politische Leben miteingebunden wären. Sie dürfen mitbestimmen, ausgenommen Fragen, die die Sozial-, Finanz-, Verkehrs- oder Wirtschaftspolitik betreffen. Aber sonst wirklich über alles.
Wie gut, dass das Rathaus mit dem ORF über einen mehr oder weniger hauseigenen Kanal verfügt. Und genauso kommen die Nachrichten auch rüber, sie ähneln inhaltlich den Gratis-Bezirksblättern, wo man echte Informationen erst aus den vielen Advertorials und PR-Gschichtln mühsam raussuchen muss, man hat nicht den Eindruck, über wichtige Ereignisse, die sich in unserer rotgrünen Multikultimetropole abspielen, informiert zu werden, sondern wird mit Wohlfühlnachrichten (Panda in Schönbrunn bekommt Nachwuchs), Rathaus-PR, Zeitgeistmüll und politisch gefärbten Infos abgespeist. Eine heile linke Welt.
Jedenfalls warten jetzt alle gespannt, welche Farbe die Plastikteile, die im Bobo-Reservat im Museumsquartier herumstehen, bekommen werden.