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Werner Reichel (ORF2 So, 24.11.2019, 20:15)
Tatort: Baum fällt

Der Tatort genießt beim linken Publikum in Österreich und Deutschland Kultstatus. Jede Folge wird im Feuilleton der linken Leit- und Haltungsmedien ausführlich besprochen, in diversen Online-Foren und sozialen Medien ist er montags seit Jahren ein beliebtes und heißes Diskussionsthema.

Dass die Krimiserie, deren erste Folge 1970 ausgestrahlt wurde, in diesem Milieu so populär ist, hat seine Gründe: Im Tatort ist die Welt noch in Ordnung, da werden beim kuscheligen Fernsehabend Sonntagabend für Sonntagabend die Klischees und Vorurteile der Linken bedient. Die Tatortkrimis gelten gemeinhin als sozialkritisch und Spiegelbild ihrer Zeit. Das erreichen die Macher mit einer an Dokus und Sozialpornos angelehnten Bildsprache und Ästhetik, einer in der Regel deprimierenden Atmosphäre und Handlungen, in denen man jene Themen verarbeitet, die gerade den öffentlichen Diskurs bestimmen.

Trotzdem scheint in den Tatort-Krimis die Zeit Mitte der 1980er-Jahre stehengeblieben zu sein. Die Mörder und anderen Kriminellen sind im Tatort fast ausschließlich Autochthone, obwohl die Unterwelt als eine der ersten gesellschaftlichen Gruppen von Massenzuwanderung und Multikulturalisierung betroffen war. Kriminelle deutsche Banden gibt es praktisch nur noch in deutschsprachigen TV-Krimis.

Entgegen den gesellschaftlichen Entwicklungen und Kriminalstatistiken morden in der Tatort-Reihe überwiegend sogenannte Bio-Deutsche und -Österreicher. Das entspricht dem Weltbild und dem Täter-Opfer-Schema der linken Multikulti-Apologeten. Dass der zu Anfang regelmäßig verdächtige „Ausländer“ so gut wie nie der Mörder, sondern selbst Opfer, Opfer des Rassismus der Autochthonen ist, gehört so wie die Signation mit dem Fadenkreuz zu den Fixpunkten eines Tatortkrimis.

Die öffentlich-rechtliche TV-Serie transportierte von Anfang an linke Sichtweisen und Stereotypen. Das belegen verschiedene Analysen und Studien. „Der Krawatten-Mann ist böse“, so lassen sich Botschaft und Inhalt der Tatortkrimis kurz zusammenfassen, wie Wissenschaftler der Hamburg Media School und des Instituts für empirische Medienforschung festgestellt haben. Sie hatten 2013 70 Tatort-Folgen der vorangegangenen Jahre analysiert und kamen unter anderem zu dem Schluss: Manager werden in den Tatort-Krimis als rücksichtslos, gefühlsarm und überdurchschnittlich kriminell dargestellt.

Mit diesen klischeebeladenen Vorstellungen von Wirtschaft würden Bilder geprägt und Meinungen gemacht, beschwerte sich daraufhin die Handelskammer. Bingo. Genau darum geht es in den Tatort-Krimis, das ist das Ziel, die Gesellschaft nach linken Vorstellungen zu verändern, Feindbilder und Sündenböcke zu kreieren. Tatortkrimis sind in der Regel nicht einmal gut gemachte Propaganda. Eine weitere Analyse aus dem Jahr 2017 bestätigt die ideologische Schlagseite der Tatort-Reihe.

In den seit 1970 über 1.000 ausgestrahlten Folgen kommen die meisten Mörder aus der Berufsgruppe der Manager, Unternehmer und Selbständigen. Das Böse hat einen Namen, es ist der ausbeuterische Klassenfeind. Und sein Opfer ist die ausgebeutete Klasse. „Bei der Darstellung der Probleme dort geht es überwiegend um negative Begriffe wie Mitarbeitermanipulation, Intrigen, Abhängigkeit, Lohnbetrug, Personaleinsparung, Entlassung, Lohndumping oder Schwarzarbeit.“ so die Forscher der Hamburg Media School

Die Drehbuchvorlage für die Tatort-Krimis stammt sozusagen von Karl Marx. Man inszeniert Feindbilder und bestätigt die Vorurteile seiner linken Fans. Das funktioniert seit Jahrzehnten prächtig. Die aktuelle Tatort-Folge sahen knapp über eine Million Österreicher.

Obwohl man seinen treuen linken Fans stets auf die Schulter klopft und sie in ihrer Weltanschauung bestätigt, sollten es sich ORF und ARD nicht zu einfach machen. So wäre eine Handlung, die zumindest etwas glaubwürdiger, realistischer und komplexer rüberkommt als bei Tom Turbo, kein Nachteil.

Ansonsten verärgert man selbst seine treusten und genügsamsten Fans. Im Standard-Forum, wo jede Tatort-Folge ausführlich diskutiert und besprochen wird, wurde die letzte Folge mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer von den Tatort-Fans verrissen. Positive Stimmen gibt es kaum. Ein paar Statements:

„schade um den Baum für das Drehbuch dieser hanebüchenen Mimenversorgungsaktion“

Unambitionierte Regie,äußerst schwaches Buch, uninteressante Dialoge, null Spannung. - Öde Produktion

„Außer von Anfang bis Ende durchgezogenem Grant gibt es keinerlei schauspielerische Leistung.“

„Unerträglich! Der Eisner ist nach gefühlten 100 Jahren TV-Präsenz nicht mehr auszuhalten. Welche dicke Freundschaft verbindet ihn mit irgendeinem ORF-Gewaltigen, um dauernd wieder einen Job zu bekommen?“

„Banal und flach“

„Wenn ich das mit den guten sozialkritischen ORF-Tatorten von früher vergleiche, stinkt der schon gewaltig ab.“

Und so weiter.

Das ist eine reife Leistung, wenn selbst die dankbaren Tatort-Fans murren, weil Handlung und Charaktere zu klischeehaft und holzschnittartig sind. Das wird sich aber nicht auf die Quoten der kommenden Folgen auswirken. Offenbar wächst die Sehnsucht der Tatort-Fans angesichts der aktuellen Trends nach der heilen 1980er-Jahre- Welt, als die meisten Mörder noch waschechte Einheimische und die Gesellschaft noch nicht multikulturalisiert war. Dafür nimmt man einiges in Kauf. Auch unterirdische Drehbücher.

Übrigens: In der Tatort-Folge "Baum fällt" war der Unternehmer nicht der Mörder, sondern das Opfer, aber trotzdem der Böse. Er wurde sozusagen seiner gerechten Strafe zugeführt.