ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Werner Reichel (Ö1 Fr, 13.09.2019, 07:00)
Morgenjournal

In den letzten Tagen vor der Wahl zieht der ORF alle Register, um eine Neuauflage von Türkis-Blau zu verhindern. Ohne erkennbaren Anlass wird heute im Ö1-Morgenjournal über eine Anti-Regierungsdemo in Wien berichtet. Die finden, obwohl die verhasste türkis-blaue Regierung nicht mehr im Amt ist, nach einer Sommerpause wieder statt.

Wieviel sich da gestern zusammengerottet haben und marschiert sind - um die Diktion der Linken zu verwenden - erfährt man nicht. Die Redakteurin sagt nur kryptisch, es seien im vergangenen Oktober bis zu 20.000 gewesen, so viele seien es nun nicht mehr. Wie viele dann? 100, 200 oder gar 500? Offensichtlich waren es so wenige, dass selbst das von Links-Demo-Veranstaltern und ORF betriebene großzügige Aufrunden zu keiner berichtbaren Zahl geführt hätte. Auch wenn kaum einer dort war, für eine Ö1-Beitrag reichte es allemal.

Es waren zumindest so viele FPÖ-ÖVP-Hasser vor Ort, um ein paar Statements gegen Kurz, Kickl und Co. für Ö1 aufzunehmen. Das war auch der einzige Grund, warum man diesen Beitrag sendet. Da darf etwa eine sogenannte Aktivistin ins Ö1-Mikro sagen, sie sei von betrunkenen Nazis verprügelt worden. Das spielt Ö1 kommentarlos ein. Nachgefragt hat man nicht, um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen. Hätte eine Frau auf einer blauen Wahlkampfveranstaltung am Viktor-Adler-Markt gesagt, sie wäre von einer jugendlichen Migrantenbande verprügelt worden, hätte man sicher intensiv nachgefragt oder die Aussage erst gar nicht gesendet.

Ein paar andere Demonstrantinnen durften altbekannte linke Binsenweisheiten und Vorwürfe gegen ÖVP und FPÖ wiederkäuen. Informationsgehalt und Nachrichtewert dieses Beitrags war gleich Null.

Dazu passt auch, dass dem Ö1-Morgenjournal zu Mario Draghis Abschiedsgeschenk, einer Fortsetzung der expansiven und wahnwitzigen EZB-Geldpolitik, die Europa in ein extrem gefährliches Fahrwasser manövriert, nicht mehr einfällt, als einen Vermögensberater zu interviewen. Der mit diesem Thema sichtlich überforderte Moderator leitet das Interview mit den Worten ein: „Geht‘s der Wirtschaft gut, geht’s der Wirtschaft gut.“ Hä? Und danach interessierte er sich vor allem dafür, ob und welche Kredite man jetzt aufnehmen sollte. Egal, zumindest mit linker Propaganda kennt man sich aus. Und das ist schließlich die Kernaufgabe des österreichischen Gebührenfunks.