Armin Wolf war wieder einmal völlig in seinem Element und bei seinem Interview mit ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer von unübertrefflicher Penetranz. Das ist keine Überraschung, denn der Wahlkampf gegen den jungen Alt-Kanzler Sebastian Kurz nimmt Fahrt auf.
Zum Mega-Thema hoffen die Kurz-Jäger ganz offensichtlich die eher magere Geschichte mit geschredderten Datenträgern aus dem Bundeskanzleramt machen zu können. Das ist völliger Unsinn, denn jeder Politiker zieht knapp vor seinem Abgang aus einem Regierungsamt sensible Daten aus dem Verkehr. Natürlich gilt das für ÖVP-Minister genau so wie für aus dem Amt geschiedene frühere SP-Minister. Da bleibt bei der Büroübergabe nichts auch nur annähernd Informatives zurück – kein Smartphone, kein Tablet, kein Laptop und auch keine mit Daten gefüllte Festplatte und auch kein beschriebenes Blatt Papier. Allein die niederösterreichische Firma Reisswolf vernichtet jährlich rund 15.000 Datenträger und lebt davon.
Aus der Schredderung von einigen Druckerfestplatten einen Skandal konstruieren zu wollen erinnert an Skandale wie die sogenannte „Liederbuchaffäre“ oder das „Stadtrattengedicht“. Es ist nichts dran, aber es lässt sich von einschlägigen Medien wie dem ORF oder dem linksradikalen Falter wochen- oder monatelang immer wieder aufblasen.
Dafür ist Wolf der richtige Mann. Der gesteht im Interview mit Nehammer zwar ein, dass es normal sei, dass solche Datenträger aus dem Verkehr gezogen werden, stellt aber als „kriminell“ dar, dass es gleich fünf waren. Man darf als sicher annehmen, dass Falter-Chef Florian Klenk noch ein paar geschredderte Festplatten auftreiben wird, um die Geschichte möglichst lange am Köcheln zu halten
Das dürfte sich bis 29. September dieses Jahres schwer durchhalten lassen, denn über kurz oder lang muss jeder – außer ganz eingefleischten Kurz-Hassern – erkennen, dass es selbstverständlich ist, sensible Daten nicht politischen Gegnern zu überlassen, die alles missbrauchen, was im Wahlkampf hilfreich sein könnte. Und dass auf den Druckerfestplatten eines Bundeskanzleramtes Texte zu finden sind, die sich aus dem Zusammenhang gerissen als Wahlkampfmunition missbrauchen lassen, liegt auf der Hand.
Das ist natürlich auch ORF-Kampfmaschine Armin Wolf klar. Nehammer konnte auch den Einwand des umstrittenen ZiB2-Moderators entkräften, warum man die Löschung der Daten nicht im Bundeskanzleramt selbst vorgenommen habe. Seit dem Wahlkampf 2017 sei klar: Daten die missbraucht werden können, werden auch missbraucht.
Mittlerweile zeichnet sich schon ab, dass gegen Sebastian Kurz wieder Internetkampagnen nach Art von Tal Silberstein lanciert werden. Kurz als Antisemit, Kurz als Kokser, Kurz als Feind armer Flüchtlinge, Kurz als machtlose Marionette von Milliardären und mächtigen Managern – und es wird den Kampagnenorganisatoren gewiss noch einiges einfallen, was den Wahlfavoriten in den Schlagzeilen hält.
Der legendäre SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky hätte davon abgeraten. Der wusste dereinst, dass es egal ist, ob man in den Schlagzeilen positiv oder negativ vorkommt. Wer die Schlagzeilen beherrscht, gewinnt auch die Wahlen.