Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich die Hauptnachrichtensendungen von ORF2 und ServusTV am selben Tag ausfallen können. Um 19.20 Uhr beginnen die Servus-Nachrichten, an deren Ende man fast immer das Gefühl hat, einigermaßen gut über die Ereignisse des Tages informiert zu sein.
Dazu gehörten in der Freitagsendung ein Bericht über die Vergewaltigung einer 17-jährigen Kärntnerin, die von einem 19-jährigen Syrer zu einer Party nach Hannover gelockt worden war. Dort wurde sie vermutlich mit KO-Tropfen betäubt und von vier Männern – unter Ihnen ein Österreicher, mutmaßlich ebenfalls mit „Migrationhintergrund“ – missbraucht und geschwängert.
Die sauberen Herren waren dumm genug, die Vergewaltigung auf ihren Handys zu verewigen, wie nach Anzeige und Festnahme der vier festgestellt wurde. Allen vier wird jetzt der Prozess gemacht, dem Österreicher unter ihnen in Kärnten.
Wer auf diese Meldung in der um 19.30 Uhr beginnenden ZiB1 gewartet hätte, wartete vergeblich. Dort bringt man lieber die Meldung, dass ein paar Vorarlberger Hoteliers gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen haben und dass die Gewerkschaft dafür drakonische Geldstrafen für die Unternehmer fordert.
Manche interessante Geschichten werden vom Zwangsgebührensender wenigstens auf der jeweiligen Bundesländerseite von orf.at versteckt, aber nicht einmal dazu konnte man sich in diesem Fall durchringen. Man kann aber Wetten darauf abschließen, dass das Thema groß gemeldet worden wäre, hätte der Täter einen Vornamen wie Franz, Christian, Florian oder Lukas getragen.
ServusTV berichtet weiter über Ausschreitungen von algerischen Fußballfans in Paris und illustriert das mit Filmausschnitten, die an Bürgerkrieg erinnern. Die Polizei erwies sich als offensichtlich überfordert. Der ORF bringt das in seiner Hauptnachrichtensendung natürlich nicht und stattdessen eine Meldung, dass die UNO die EU dazu auffordert, wieder staatlicherseits Migranten aus dem Mittelmeer zu fischen und in sichere Häfen – also nach Europa – zu bringen.
Nicht interessant genug für den ORF war auch eine Meldung, dass ein verurteilter Straftäter von seiner Gefängniszelle in Wien aus einen florierenden weltweiten Handel mit Kinderpornographie aufgezogen haben soll. Das ist besonders bemerkenswert, weil es in Gefängniszellen logischerweise keinen Internetzugang geben sollte. Aufgeflogen ist das durch Ermittler in Deutschland. ServusTV berichtet darüber sachlich und unaufgeregt. Der ORF lässt das Thema unter den Tisch fallen. Dafür verrät man den Zusehern, dass es im Sommer bei Flugreisen vermehrt zu Verspätungen kommen kann.
Welche Meldungen interessanter und welche vielleicht nicht ganz so wichtig waren, kann jeder Zuseher für sich selbst entscheiden.