Es ist erstaunlich. Die Grünen sind bei der Wahl 2017 mit 3,8 Prozent hochkant aus dem Nationalrat geflogen, trotzdem sind sie im ORF omnipräsent. Egal welche Nachrichtensendung man aufdreht, irgendein Grüner darf die Zuseher und -hörer mit seinen linken Weisheiten immer beglücken.
Anlässe findet der ORF problemlos, um seine Grünossen vor die öffentlich-rechtlichen Kameras oder Mikros zu holen und freundlich über sie zu berichten. Heute schenkte man Birgit Hebein ein ausführliches Interview im Morgenjournal. Sie wurde gestern am Parteitag der Wiener Grünen zur Nachfolgerin von Maria Vassilakou gewählt. Damit man das auch bis an den Bodensee mitbekommt, interviewt man Frau Hebein nicht nur auf Radio Wien und in Wien heute, sondern im bundesweit ausstrahlenden Ö1.
Wobei, ein Interview im klassischen Sinn war das, wie mit den meisten grünen Ö1-Studiogästen, nicht. Ein nettes Geplaudere, bei dem der ORF-Moderator seinem Gesprächspartner stets die passenden Stichworte liefert. Es wurde eine Art Belangsendung. Nur ohne Kennzeichnung.
Schon die Anmoderation klingt nach grünem Wahlwerbespot. Nach ein paar Turbulenzen scheine wieder Einigkeit bei den Wiener Grünen zu herrschen, verkündet der Moderator. Dann steigt er gleich mit einer superkritischen Frage ein: Womit sie heute ins ORF-Studio gekommen sei, will er wissen. Mit dem Taxi, antwortet Hebein, mit dem Rad sei es sich nicht mehr ausgegangen. Eine lässliche Sünde. Man schmunzelt hörbar im Ö1-Studio.
Doch der von uns finanzierte Ö1-Mann schießt gleich die nächste beinharte Frage nach. Hebein sei in Wien noch weitgehend unbekannt, ob sie sich bisher versteckt habe. Der brave Ö1-Redakteur hat ihr einen Elfmeter aufgelegt, damit Hebein sich und ihre Pläne in aller Ruhe auf Ö1 präsentieren kann.
In dem mehrminütigen Interview gibt es keine unangenehmen, ja nicht einmal konkrete sachpolitische Fragen. Dabei lägen sie auf der Hand. Die rotgrüne Regierung und Zusammenarbeit in Wien sind schließlich alles andere als skandalfrei. Jeder Journalist, der seinen Beruf halbwegs ernst nimmt, hätte mehr als genug Material um Hebein zu löchern, so wie das bei ÖVP- und FPÖ-Politikern üblich ist. Beim grünen ORF-Rundum-Sorglospaket braucht sich die grüne Vizebürgermeisterin in spe nicht zu sorgen, mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten belästigt zu werden. Der ORF will schließlich dasselbe wie sie: Dass die Grünen bei den kommenden Wahlen möglichst gut abschneiden.
Deshalb kann Hebein ihre Floskeln von sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz zum Besten geben, ohne jemals konkret werden zu müssen, ohne dabei unterbrochen zu werden. Ihre Aufgabe sieht sie vor allem darin, „die Stadt abzukühlen“. Das meint sie wörtlich. In den nächsten Tagen werde es nämlich sehr heiß.
Ob sie tatsächlich bis übermorgen das Klima retten kann? Außerdem fordert Hebein: „Raus aus Gas, Strom und Kohle“. Ernsthaft. Zumindest gibt sie zu, dass das sehr „ambitioniert“ sei. Vor allem das mit dem Strom sollte sie sich noch einmal gut überlegen. Auch wenn der Ö1-Interviewer sich wie ein Betreuer oder Sachwalter für unbedarfte Grünpolitiker verhält, es nutzt nichts, die gute Frau macht sich so oder so lächerlich. Eine überforderte linke Polit-Esoterikerin, die ihre infantilen Öko-Gerechtigkeits-Phantasien ins Ö1-Mikro säuselt.
Zum Abschluss empfiehlt Hebein Sebastian Kurz, einer normalen Arbeit nachzugehen, weil er so abgehoben sei. Klar, wer gerade für eine Millionenstadt wie Wien den Stromausstieg plant, der kann das beurteilen, der steht schließlich mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität.