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Andreas Unterberger (ORF 2 Mo, 17.06.2019, 22:00)
Zeit im Bild 1 und 2

Immer wieder sensationell, was der ORF alles weiß, von dem wir Sterblichen keine Ahnung haben. So erfahren wir aus der ZiB 2, dass es in Österreich eine Wahl gegeben haben muss. Denn ohne Wahl kann es ja auch keinen "abgewählten Kanzler" geben. Oder hat der ORF mit dieser Bezeichnung für Sebastian Kurz nur nach einem möglichst negativen Adjektiv für diesen gesucht?

Noch viel sensationeller: Die ZiB 1 will 40-jährige "katholische Muslima" gefunden haben! Und das nicht nur in der Einzahl, sondern gleich in der Mehrzahl. Bei dieser epochalen Entdeckung fällt kaum mehr die - ebenfalls interessante - Unterteilung auf, dass bei der Untersuchung dieser seltenen Spezies auch noch in "heterosexuelle" und homosexuelle unterschieden worden ist. Laut den ORF-Genossen von Sora und Arbeiterkammer (letztere hat diese groteske Studie – natürlich aus Zwangsabgaben aller Arbeitnehmer – finanziert) fühlen sich diese seltenen Wesen zu 82 Prozent diskriminiert.

Der ORF versucht offenbar, auch wieder einmal der SPÖ in ihrer Agonie zu helfen (und nicht immer nur den Grünen). Wie häufig in Wahlkampfzeiten geschieht dies auf dem Umweg über die SPÖ-Vorfeldorganisation Arbeiterkammer. Daher wird breitest über deren methodisch geradezu lächerliche und noch viel lächerlicher interpretierte-Studie zu "Diskriminierung" berichtet.

Es wird dabei nicht einmal definiert, was "diskriminieren" - zu deutsch: unterscheiden - eigentlich genau bedeuten soll. Und es wird schon gar nicht darauf eingegangen, dass laut Studie auch 32 Prozent der weißen, 40-jährigen, heterosexuellen, katholischen Männer sagen, sie würden diskriminiert. Was ja - wenn man  diese Studie schon für berichtenswert hält - einigermaßen nachfragenswert klingt. Wer diskriminiert die denn wie? Die Schwulen? Die "Diversen"? Die Frauen? 

Freilich geht man auf das nicht ein, wenn man einen SPÖ-Wahlkampf "Die armen Frauen" vorbereiten soll. Allerdings ist bei der tagtäglichen Intensität der ORF-Feminismus-Berichterstattung ziemlich enttäuschend, dass sich laut dieser Studie kaum mehr Frauen aus Männer diskriminiert fühlen. Bei ihnen sind es nämlich 38 Prozent.

Voll gelingen wird mit Hilfe des ORFs hingegen ein weiterer SPÖ-Wahlkampf-Schlager: "Die armen katholischen Muslima". Dort ist der SPÖ jetzt schon eine 100-prozentige Zustimmung sicher. 

Immerhin den Tatsachen entspricht, dass es in Südamerika den weitaus größten und längsten Stromausfall der jüngeren Geschichte gegeben hat. Schon viel seltsamer ist die mit Emphase vorgebrachte Behauptung der ZIB-1-Moderatorin, dass ein solcher großer Stromausfall in Österreich "sehr, sehr unwahrscheinlich" wäre.

Total verschwiegen wird hingegen, dass wirklich alle Energieexperten einen solchen wegen der in Deutschland und Österreich rapide voranschreitenden Stilllegung von Kohle-, Atom- und Gas-Kraftwerke für zunehmend wahrscheinlicher ansehen. Auch die Logik sagt das, da ja der Wind skandalöserweise völlig unberechenbar weht oder nicht weht. Da die Sonne oft lange nicht scheint. Und da die Windmühlen sich nicht in jenen Regionen drehen, die Energie brauchen. Aber darüber zu berichten, passt halt nicht, wenn man gerade die größte Wahlkampfunterstützungsaktion seit Bestehen des ORF macht, um die Grünen ins Parlament zu bringen (rein sachlich getarnt - daher taufte man das Projekt vorerst "Mutter Erde").