Das stets umfangreiche Interview „Im Journal zu Gast“ zählt üblicherweise zu den aggressivsten und bösartigsten Sendungen in Ö1. Da werden Fallen gestellt, da wird hinterhältig gefragt und der „Gast“ oft heftig attackiert. Zu den schärfsten Interviewern zählt seit Jahren Stefan Kappacher, der innerhalb der linken Redaktion am äußerst linken Rand angesiedelt ist und schon oft bewiesen hat, wie bösartig er Fragen stellen kann.
Mit Spannung durfte man deshalb erwarten, wie es dem Grünen-Chef Werner Kogler ergehen würde, der gegen Kappacher in den imaginären Ring stieg. Es ist ja schon erstaunlich, dass dem aus der Not geborenen Chef der nicht einmal im Nationalrat vertretenen Grünen eine Viertelstunde Sendezeit im ORF geschenkt wird.
Aber was Kappacher und Kogler den Zuhörern dann boten, war ein Schaulaufen der peinlichsten Art. Keine einzige kritische Frage, nur blanke und schmierige Harmonie. Das übliche ins Wort fallen durch den Interviewer wenn der Gesprächspartner belanglose Phrasen drischt, oder einen politischen Gegner verbal prügelt, entfiel zur Gänze. Völlig unkommentiert und unwidersprochen durfte Werner Kogler im Journal zur Gast seine Botschaften absondern und den Wahlkampf eröffnen.
Viel peinlicher geht’s nicht mehr. Ehrlicherweise sollte der ORF die Farbe seines Logos bald von Rot auf Grün ändern. Über die Behauptung mancher führender ORF-Mitarbeiter, der ORF sei parteipolitisch neutral, kann man da als leidgeprüfter Zwangsgebührenzahler nur noch schallend lachen.