Wenn der sonst eher besonnene ORF-Wirtschaftsjournalist Christoph Varga live seine Contenance verliert, dann lohnt es sich allemal, dieses seltene Schauspiel ein wenig näher zu betrachten.
Zugetragen hat sich das im Rahmen der „Pressestunde“, in welcher der Staatssekretär für Finanzen, Hubert Fuchs (FPÖ), eingeladen war, um über die Staatsfinanzen und das Budget, Einsparungsmaßnahmen und Effizienzsteigerungen interviewt zu werden. Der ORF hat Herrn Varga eine Journalistin vom „Standard“ zur Seite gestellt, die im Laufe der Pressestunde unter anderem dafür sorgte, dass Halbwahrheiten, Gerüchte und allerlei unbewiesene Behauptungen ihren angestammten Platz finden konnten.
Dann plätscherte das Gespräch so dahin und man konnte beinahe schon zu der Einsicht gelangen, dass sich nichts weiter Außergewöhnliches zutragen würde, als die Dame vom "Standard" das leidige Thema `Abschaffung der GIS-Gebühr` auf das Tapet brachte und gleich auch zu berichten wusste, sie hätte gehört, dass da die FPÖ ganz, ganz dafür wäre, während die ÖVP dagegen Position bezogen hätte und darob flögen die Fetzen zwischen ÖVP und FPÖ und so weiter und so fort...
Der politische Routinier Fuchs konterte stoisch, um den wesentlichen Punkt, den für die GIS-Zwangsgebührenzahler dieses Landes wesentlichen Punkt anzuführen, dass mit Abschaffung der GIS-Gebühr, für welche sich laut Fuchs vor allem der Vizekanzler stark mache, jeder österreichische Haushalt eine jährliche Entlastung von etwa 300 bis 320 Euro erreichen könnte.
Mehr hat er nicht gebraucht, der Staatssekretär!
Live und on air ließ Christoph Varga in der Rolle seines Lebens – quasi als his master`s voice – die schon sattsam bekannte ausgeleierte ORF-Langspielplatte ablaufen, worin sich alle Argumente befinden, welche eine GIS-Gebühr unabdingbar machten für den ORF und dessen Unabhängigkeit. Dann läuft der brave Wirtschaftsjournalist zur Hochform auf und fragt den anwesenden Staatssekretär, warum denn die FPÖ, die ja sonst immer für direkte Demokratie einträte, gegen eine Volksbefragung zur GIS-Abschaffung wäre, um dann dem verdutzten Staatssekretär die Antwort auch gleich zu geben: „Ich gebe die Antwort gleich selbst …. Sie würden die Abstimmung verlieren ….“ (Wahrscheinlich befindet sich Herr Varga im Besitz einer jener sagenhaften glitzernden und schimmernden Glaskugeln, welche ihm schon einen Blick in die Zukunft gewährt hat, um ihm ein allfälliges Abstimmungsverhalten der Zwangsgebührenzahler schon quasi vorab mitzuteilen!)
Überhaupt wolle die FPÖ den ORF an die Kandare nehmen, denn darum ginge es der FPÖ eigentlich, unterstellte Varga weiters dem Staatssekretär.
Und als dann endlich Fuchs auch wieder etwas sagen durfte, nachdem Varga mit den diversen Anpatzversuchen endlich durch war, rückte er bedacht und ohne Hektik sämtliche abenteuerlichen Untergriffe, Angriffe und alle unterschwellig diffamierenden Halbsätze zurecht, sodass schlussendlich Herr Varga rat- wie sprachlos in die Kamera blickte, weil eben nichts übrig blieb von all seinen mit Furor und Empathie vorgetragenen Anwürfen gegen die FPÖ sowie gegen die Abschaffung einer Zwangsgebühr, die immer mehr europäische Länder ohne großes Getöse schon eingeführt haben oder demnächst angehen werden.
Der ORF-Mitarbeiter Varga strapazierte auch jenes jämmerliche Bild, nach welchem der jeweilige ORF-Chef dann Jahr für Jahr zur Regierung „betteln“ gehen müsste; ein Bild, welches auch der Mediensprecher der SPÖ (derzeit auch Bundesgeschäftsführer) gerne via „Qualitätszeitungen“ verbreitet.
Auch hier konterte Fuchs unaufgeregt und sachlich solide, dass ja beispielsweise ein Budgetrahmen über mehrere Jahre ausgelegt werden könnte und des weiteren der ORF in keinem Falle seine Unabhängigkeit verlieren würde, denn auch der Bundespräsident, dessen Budget ja auch die Regierung absegnet, die Nationalbank und viele andere Institutionen würden ja auch durch solch ein Modell finanziert. Und keine klagte darob über einen Verlust ihrer Unabhängigkeit.
Es steht zu wünschen und zu hoffen, dass die Kräfte innerhalb der Koalition, welche sich für eine Abschaffung jener anachronistischen, illiberalen, ungerechten und wettbewerbsverzerrenden Zwangsgebühr namens GIS stark machen, am Ende des Tages die Oberhand gewinnen mögen, denn es tut sich ein historisches Fenster auf, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Österreichs von Grund auf zu reformieren und zukunftstauglich zu machen. Mit einem antiquierten Zwangsgebühren-Modell a la GIS wird das nicht zu schaffen sein.