Ojeoje: So viel Vorschusslorbeeren inklusive Titelgeschichte am TV-Programmheft „tele“ – und dann diese Enttäuschung. Schon nach der ersten Folge von „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ ist klar, dass der Konsum jeder der weiteren fünf Folgen absolute Zeitverschwendung ist. Das kommt halt davon, wenn man einen Fritz-Lang-Klassiker aus dem Berlin im Jahre 1931 einfach so ins Wien des Jahres 2019 transformieren will. Irgendwie passt so manche übernommene Symbolik halt nicht in die neue Verfilmung.
Drehbuch und Regie waren wohl überfordert. Jedenfalls tun sie das ihre, um nur ja keine nachvollziehbare oder gar spannende Geschichte aufkommen zu lassen.
Da geht es einerseits um ein verschwundenes afghanisches Mäderl, andererseits um ein verschwundenes Wiener Mäderl. Da geht es – natürlich – darum, dass nach dem Wiener Mäderl viel intensiver gesucht wird als nach dem afghanischen. Alles nur in Andeutungen, versteht sich. Nix is fix. Aber halt in der üblichen Österreicher-Schlechtmachungs-Manier (Regisseur ist ja auch der „Braunschlag“-Macher David Schalko).
Da darf natürlich der eitle, selbstverliebte Innenminister mit den klaren Botschaften und dem menschenfeindlich dargestellten Ministerium samt Mitarbeitern nicht fehlen, alles ganz steril in weiß gehalten, natürlich. Die Symbolik ist nicht zu verkennen.
Es rutscht von Anfang an immer wieder ein fetter, geschlechtsloser Clown in die Geschichte, der ohne irgendeinen Zusammenhang seltsame Luftballons mit Füßen und Kindergesichtern an Seilen hält und beim Polizeiverhör, ob er das entführte Mädchen gesehen habe, nur pfeift.
Ein leicht unterbemittelter Lehrer findet zuerst das Telefon des verschwundenen österreichischen Mädchens in einer Klasse, die vor allem durch fette, einheimische, weiße Kinder ungustiös auffällt.
Dann findet er plötzlich das angeblich verschwundene afghanische Mädchen und bringt es in ein von sich duschen wollenden Schwarzen dominiertes Asylanten-Wohnheim, wo die afghanischen Eltern sich nicht einmal bedankten, sondern ihn nur misstrauisch mustern.
Ständig rieselt über allem der sterile, weiße Schnee. Und auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit taucht ein offensichtlich nur mit Unterwäsche und (echtem?!?) Pelzmantel adjustierter alter Mann mit Kamera am Bauch auf, der irgendetwas fotografiert.
Dann streicht ein Typ in schwarz-weiß gestreiften KZ-Sträflingskleidern irgendwelchen Schaufensterpuppen im Spiegelkabinett über die kahlen Köpfe – ja, und spätestens da wird es dann selbst den geduldigsten Zusehern zu blöd und der Unfug wird abgedreht.
Das TV-Magazin „tele“, das meinte, diese sechsteilige „Mini-Serie“ über den grünen Klee loben zu müssen, hat nur in seinem Umschlag-Titel recht: „Prädikat: abgründig“.