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Kurt Ceipek (ORF2 So, 27.01.2019, 19:30)
Zeit im Bild

Business as usual in der ZiB1, also in der meistgesehenen Nachrichtensendung des Landes. Um Berichte über die wirtschaftliche und politische Lage im einst reichsten Land Südamerikas kommt auch der ORF nicht mehr herum. Aber auf ein Wort wartet man in dem Beitrag über den herrschenden Machtkampf in Venezuela vergeblich: "sozialistisch".

Denn wie ohnehin schon jeder weiß (außer vielleicht den textenden ORF-Redakteuren) ist Venezuela an seinem „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ gescheitert und an dem sozialischen Diktator Nicolas Maduro. Lediglich mit den Wörtchen „umstritten“ und „autoritär“ wird der angeschlagene Ober-Sozi apostrophiert. Dass er Sozialist ist, wird – wie fast immer im ORF – verschwiegen.

Was einem Land mit sendungsbewusstem Sozialismus passieren kann, wird am Rande erwähnt. Die Venezolaner hatten im Vorjahr eine Inflationsrate von zehn Millionen Prozent zu verdauen. Da sieht man was ordentlicher Sozialismus erreichen kann: Jeder ist Millionär. Dass es dabei für die Millionäre keine Medikamente, kein Klopapier, kaum Lebensmittel und auch sonst nicht viel zu kaufen gibt, wird dann üblicherweise den bösen imperialistischen Amis zugeschrieben.

Dass Sozialisten auch noch so reiche Länder binnen weniger Jahre zugrunde richten können und das auch tun, wäre einmal ein gutes Thema für das ORF-Auslandsjournal. Doch dort meidet man derartige heiße Eisen ebenso gerne wie die ausufernde Christenverfolgung in der Welt.

Aber immerhin: Der ZiB war ein Bombenanschlag auf eine katholische Kirche mit mindestens 20 Todesopfern und mehr als 100 Verletzten auf den Philippinen eine 20-Sekunden-Meldung wert.