Wenn Armin Wolf zur Jahresbilanz der Regierung ausgerechnet Peter Filzmaier ins Studio lädt, dann ist es in etwa so, als würde man den linksradikalen Tieraktivisten Balluch zur österreichischen Landwirtschaft befragen.
Und so kommt es, dass Wolf und Filzmaier sich nicht mit den zahlreichen und teils dringend notwendigen Reformen, Vorhaben und Beschlüssen der Regierung im vergangenen Jahr auseinandersetzen, sondern sich ausschließlich dem Gehabe und persönlichen Klima von Türkis-Blau bzw. zwischen den beiden Frontmännern widmen. Gut, könnte man einwenden, Filzmaier kennt sich mit den Inhalten der komplexen Sachthemen nicht aus, er kann immer nur über Gehabe sprechen, zumindest tut er das. Oder man könnte einwenden, natürlich, Peter Filzmaier hat schon früher die SPÖ in Fragen der Strategie beraten, weshalb sollte er ausgerechnet im ORF und ausgerechnet bei Armin Wolf versuchen, sachlich und objektiv die Reformen und Vorhaben einer bürgerlichen Regierung zu analysieren.
Aber eines ist mit Sicherheit klar, die meisten ORF-Zuseher interessiert nicht das Gerede über das Gehabe der österreichischen Regierung, sondern was für das Land weitergeht und inwieweit der einzelne Bürger (Achtung: generisches Maskulinum) davon betroffen ist.
Eine - im Vorbericht kurz eingeblendete - Meinungsforscherin darf ins ORF-Mikro sprechen, dass die neue Regierung "versucht", einen Gegenpol zu früheren Regierungen zu bilden, in denen nur Stillstand und Streit geherrscht habe, weil man eben aus Umfragen wisse, dass die Wähler das ablehnen würden.
Bloß, was kümmert diese Tatsache einen Armin Wolf vom ORF?
Wenig. Deshalb wird auch ausgerechnet zur Jahresbilanz der neuen Regierung jene durchaus spektakuläre OGM-Umfrage vom Oktober 2018 unterschlagen, welche ergeben hat, dass sich das Vertrauen der Menschen in die Politik innnerhalb nur eines Jahres von 12 Prozent auf 45 Prozent (!) erhöht hat [Quelle OGM, 900 Befragte] Ein Wunder? Faymann, Spindelegger, Leitl, Stöger mit ihren epochalen Errungenschaften wie der Registrierkassenpflicht und Rettungsgasse lassen grüßen...
Einen süffisant lächelnden Peter Filzmaier, der mit polemischen und sarkastischen Sprüchen einmal mehr seine politische Schlagseite nach außen trägt und dem ein Armin Wolf seine Gefälligkeitsfragen zuwirft, ja das wollen die Menschen sicher sehen. Zumindest jene, die den ORF noch aus purer Überzeugung einschalten, um in ihrem Hass auf alles Bürgerliche noch bestätigt zu werden.