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Werner Reichel (oe1 Mo, 03.12.2018, 07:00)
Ö1 Morgenjournal

Auf Ö1 wurden meine Wenigkeit und viele andere Menschen frühmorgendlich als „Klimawandelleugner“ bezeichnet. Klimawandelleugner, das klingt nach Holocaustleugnung, einer Straftat, für die man lange ins Gefängnis wandert. Das wünschen sich offenbar viele Linke auch für „Klimawandelleugner“. Manche gehen sogar noch weiter. Ein Professor an der Uni-Graz hat sogar die Todesstrafe für uns „Klimawandelleugner“ gefordert.

Ganz so weit sind wir noch nicht. Dabei ist dieser Vorwurf ohnehin absurd, denn niemand leugnet den Klimawandel. Schließlich wandelt sich das Klima, seit die Erde eine Atmosphäre hat. Es geht auch nicht darum, ob der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist, sondern lediglich darum, welchen Anteil er daran hat. Aber mit solchen Feinheiten hält man sich beim ORF nicht auf.

Die linken Klimaapokalyptiker von Ö1 sind nämlich der Überzeugung, dass „der“ Mensch mehr oder weniger alleine für den derzeitigen Klimawandel verantwortlich ist. Andere Faktoren wie die Sonne spielen praktisch keine Rolle. Über Millionen von Jahren hat sich das Klima ohne Zutun des Menschen verändert. Kaum sitzen ein paar oberschlaue, sich von Steuergeld ernährende Grünsozialisten in den Parlamenten, Redaktionen und Universitäten, sind „wir“ am Wandel „schuld“. Das ist nicht Neues, das ist der übliche linke Schmäh, das immer gleiche Geschäftsmodell. „Wir“, also die westliche Zivilisation minus den linken Gutmenschen, sind nach Ansicht dieser Leute so ziemlich an allem und jedem schuld: an der Armut in dieser Welt, an Kriegen, Terrorismus, Hunger, Rückständigkeit, Krankheiten und jetzt neu, auch am Klimawandel.

Linke Europäer leiden an einer gefährlichen Mischung aus Schuldkomplexen und Größenwahn. Wir sind nämlich nicht nur für alles verantwortlich, wir sind auch der Lage, die ganze Welt zu retten. Wenn etwa Mutti Merkel und ihre Fans die Migrantenströme nach Europa dadurch stoppen wollen, indem sie die „Fluchtursachen“ in der Dritten Welt bekämpfen, also Armut, Not, Kriege und Terror von Nigeria bis Pakistan beseitigen, obwohl sie nicht einmal in der Lage sind, im eigenen Land Recht, Ordnung und Wohlstand aufrecht zu erhalten oder auch nur einen Flughafen zu bauen, dann ist es durchaus berechtigt von Größenwahn zu sprechen.

Aber die tägliche Welt- und Klimarettung gehört so wie die das gesunde Müsli am Morgen und der abendliche ZiB2-Armin zum linksgrünen Lifestyle, obwohl man nur redet und niemals einen Finger dafür krumm macht. Jedenfalls tragen „wir“ die Verantwortung dafür, wieviel Grad es im Winter hat oder wie viele Stürme durch die Karibik wirbeln. Das sagen laut Ö1 „praktisch alle Klimaexperten“. Und? Was beweist das? In der Sowjetunion der 1960er Jahre waren auch „praktische alle“ Wissenschaftler davon überzeugt, dass der Sozialismus der Schlüssel zur Lösung aller menschlichen Probleme ist. „Praktisch alle“ deutschen Mediziner, Anthropologen und Völkerkundler waren unter Adolf Hitler – zumindest offiziell – davon überzeugt, dass die Deutschen die überlegene Herrenrasse sind. Und im Österreich unserer Tage sind auch „praktisch alle“ Geistes- und Sozialwissenschaftler der Meinung, dass Sozialismus funktioniert und Kapitalismus böse ist.

Wenn „praktisch alle“ Menschen bzw. Wissenschaftler einer Meinung sind, sagt das nicht unbedingt etwas über deren Richtigkeit aus, sondern oftmals nur über die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und Zustände, in denen solche Meinungen, solche Kollektivgewissheiten entstehen.

Wobei sich die Frage stellt, was in der Praxis den linken, gutmenschlichen Klimahysteriker vom widerlichen „Klimawandelleugner“ unterscheidet? Fliegt er weniger mit dem Flugzeug, verzichtet er auf Waschmaschine, Computer andere Elektrogeräte und Annehmlichkeiten, heizt er seine Wohnung im Winter nicht? Eben. Es sind vor allem Heuchler und Eiferer, die sich mit der „richtigen“ Gesinnung über andere Menschen moralisch erheben wollen. Aber auch das sind wir von Ö1 ja gewohnt.