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Hans Kreimel (oe1 Do, 29.11.2018, 05:03)
Guten Morgen Österreich

Das Zentralorgan für Öko-Populismus schlägt wieder einmal zu. In den Schlagzeilen am Donnerstag um 5.30 Uhr berichtet Ö1, dass laut einer Studie von Greenpeace die Gewässer erheblich mit Pestiziden und Antibiotika aus der industriellen Landwirtschaft belastet seien. Auf der Homepage von Greenpeace findet sich kein Hinweis auf eine solche Studie (Stand 5.45 Uhr).

Dass gerade Antibiotika aus der industriellen Landwirtschaft Gewässer belasten sollen, ist für mich logisch nicht nachvollziehbar. Rund die Hälfte des heimischen Antibiotika-Verbrauchs entfällt auf Human-Antibiotika. Von den Veterinär-Antibiotika werden rund die Hälfte von Kleintierärzten für Hund, Katze, Pferd und Meerschweinchen verwendet. Also wird nur rund ein Viertel der in Österreich verwendeten Antibiotika in der lebensmittelerzeugenden Tierhaltung eingesetzt. Von Bio- und von konventionellen Tierhaltern.

Dass 90 Prozent der angewendeten Antibiotika auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden werden, ist vermutlich bei Mensch und Tier gleich. Beim Menschen landen diese Antibiotika im Abwasserkanal, in der Kläranlage und die nicht abgebauten Bestandteile dann im Klärschlamm bzw. im Vorfluter nach der Kläranlage. Veterinär-Antibiotika-Rückstände landen in der Gülle, Mist und Jauche, wobei Antibiotika in der Tierhaltung nur mehr im konkreten Krankheitsfall angewendet werden dürfen. Die in sehr hoher Verdünnung ausgebrachten Rückstände werden in der Regel von den Bodenorganismen vollständig abgebaut.  

In den sechs-Uhr-Nachrichten wird Ö1 etwas konkreter. Es wären viele Pestizide und Antibiotika nachweisbar. Diese Meldung erinnert an den legendären Pfützentest, in dem geflissentlich auf die Angabe der Maßeinheit verzichtet wurde. Wenn sie fast schon ein Stück Würfelzucker im Bodensee nachweisen können, dann werden sie in jedem beliebigen Vorfluter ein paar verirrte Moleküle eines Antibiotikas oder Pestizids nachweisen können. Die festgestellten Mengen sind lächerlich gering. Sie reichen allerdings, um sich als Umweltorganisation bei Ö1 wichtig zu machen und die Spendentrommel kräftig zu rühren.

Human-Antibiotika-Spuren in Gewässern wie zum Beispiel der Donau unterhalb Wiens werden geflissentlich ignoriert. Und hormonell aktive Substanzen auch. Was glaubt Greenpece, wo die nicht abgebauten Rückstände der Antibabypille landen? Oder die Medikamente, die von mehr als 500.000 Pensionisten täglich in Wien eingenommen werden?

Es wäre allerdings spendentechnisch nicht so attraktiv, Leuten, die für den Großteil der Spenden aufkommen, einen ökologischen Spiegel vors Gesicht zu halten. 

Noch spannender fände ich es, in den Versickerungsflächen und Vorflutern neben Autobahnen, Schnellstraßen und Bahndämmen nach Pestiziden, Antibiotika und anderen umweltrelevanten Stoffen zu suchen. Von diesen Immissionen werden etwas mehr als drei untersuchte Bäche in Intensivtierhaltungs-Regionen betroffen sein. Das Verkehrsnetz bedeckt ganz Österreich. Auch auf den Pestizid-Mix in Versickerungsflächen von Bahnanlagen wär ich gespannt. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass Greenpeace dort etwas sehen oder finden will. Dafür sitzen die Öko-Scheuklappen bei Greenpeace und Ö1 zu eng.

Nach gut akkordierten Berichten um 6.00 und 6.30 Uhr finden sich um 6.45 Uhr in den News von Greenpeace leider immer noch keine näheren Informationen. Hauptsache die Botschaft ist angekommen, ob sie verifizierbar ist, ist nicht so wichtig.