In der Sendung Punkt eins wird an Wochentagen immer wieder versucht, heikle Themen zu befeuern (wenn es gegen die türkis-blaue Regierung oder die riesigen Heerscharen von Nazis in diesem Land geht), manchmal geht es aber auch darum, Diskussionsthemen zu verniedlichen, oder den Zuhörern die vom ORF vertretene Meinung aufzuzwingen. Das wird manchmal mit dem Holzhammer praktiziert, in anderen Fällen wiederum sehr unauffällig und scheinbar sachlich.
Letzteres war in der Freitag-Sendung zum Thema Kopftuch der Fall, wie schon der Titel der Sendung „Ein Stück Stoff“ dem gelernten Ö1-Hörer ganz deutlich machte. Was folgte war eine fast einstündige Werbesendung für das Tragen von Kopftüchern von Moslem-Frauen. Nach Möglichkeit sollten aus Solidarität auch Österreicherinnen wieder mehr Kopftücher durch Stadt und Land tragen, weil auch ihre Vorfahren schon Kopftuch getragen haben.
Der unterschwellige Versuch, die heimischen Burka-Skeptiker als leicht bescheuerte islamophobe Idioten anzuschwärzen, missglückte allerdings schon im Ansatz gründlich. Hauptsächliches Argument für das Kopftuch war nämlich, dass schon Frühchristen ein Kopftuchgebot für Frauen verkündet und auch exekutiert hatten.
Das erläuterte der Ethnologe und Chefkurator des Weltmuseums am Wiener Heldenplatz, Axel Steinmann, als Gesprächspartner von Moderatorin Natasa Konopitzky. Die Ö1-Frau verwies darauf, dass das Kopftuch seit Jahrhunderten ein Bestandteil europäischer Kultur sei. Im Venedig des 16. Jahrhunderts hätten Sittenwächter kontrolliert, ob unverheiratete Frauen in den Straßen das Gesicht vorschriftsgemäß mit einem Schleier verhüllt hatten.
Ein Argument für das Tragen von Kopftüchern beispielsweise in Volksschulen oder Kindergärten ist das nicht. Aber man kann daran erkennen, dass sich das Christentum in den vergangenen Jahrhunderten unter dem Einfluss der Aufklärung massiv weiterentwickelt hat. Zwar gab es auch in der römisch-katholischen Kirchenführung Fundamentalisten, die gerne jeden Fortschritt verhindert hätten, aber die Entwicklung war nicht zu stoppen.
Im Islam gibt es offenbar eine massive Gegenbewegung. Noch vor zwei Jahrzehnten gab es beispielsweise in Wien kaum Moslemfrauen, die ein Kopftuch getragen hätten. Jetzt sieht man kaum noch Musliminnen ohne Kopftuch. Zu glauben, dass der Grund dafür massiv gewachsene Religiosität sei, ist vermutlich ziemlich naiv. Tatsächlich geht es hier vorwiegend um ein politisches Statement mit der Botschaft: „Seht her! Wir wollen uns nicht wirklich integrieren! Auch dann nicht, wenn wir österreichische Staatsbürger sind.“
Höchst wahrscheinlich ist es auch, dass viele muslimische Frauen das Kopftuch nicht freiwillig tragen, sondern auf Befehl oder Druck der sie umgebenden Männer, vor allem des allmächtigen Ehemannes. All das hatte es in Europa bis vor wenigen Jahrzehnten auch noch gegeben, aber die Frauen im Westen haben sich weiterentwickelt, der Islam ist offensichtlich in der Gegenrichtung unterwegs.
Breiten Raum nahmen in der Sendung auch Beiträge über verbale und körperliche Attacken von Österreichern auf Kopftuch tragende Frauen ein. Das wurde als weit verbreitetes Problem dargestellt. Ethnologe Steinmann dazu: „Das ist das Drama, das sich derzeit draußen abspielt.“
Tatsächlich sind Belästigungen von Frauen mit Kopftuch lediglich Einzelfälle, ausgelöst von unbeherrschten Dummköpfen, die in Österreich allerdings viel seltener sind, als man das im ORF und anderen linken Medien gemeinhin darzustellen versucht. Frauen mit Kopftuch können in Österreich fast immer ungeniert durch die Städte flanieren, ohne im Geringsten belästigt zu werden. Meist werden sie überhaupt nicht beachtet.