Wundersames auf Ö1. Im Morgenjournal wird Luca Kaiser, der Sohn des Kärntner Landeshauptmannes, SPÖ-Kandidat für die EU-Wahl und Schöpfer des Wortes „Nazion“, als umstritten bezeichnet. Umstritten! Dieses Wort ist im ORF normalerweise für Personen aus dem konservativ/liberal/rechten Lager reserviert, die man zwar nicht als rechtsextrem oder -populistisch bezeichnen möchte oder kann, aber trotzdem anpatzen will. Dass Ö1 dieses Adjektiv einem SPÖ-Politiker, wenn auch nur dem siebenten Zwerg von links, umhängt, ist neu.
Auch neu: Im Bericht über den Streit ums italienische Budget wird die Lega als Lega bezeichnet. Ganz ohne die sonst üblichen toxischen Zusätze. Weder rechtspopulistisch, ausländerfeindlich noch umstritten. Einfach Lega.
Der Beitrag über die Affäre um den im Büro des saudischen Konsuls in Istanbul ermordeten Regimekritiker Jamal Kashoggi beginnt neutral und man spricht mehrmals von "den USA" und "dem Weißen Haus". Auch das ist überraschend. Ö1-Standard wäre, schon in der Headline und der Anmoderation mehrmals dem Hörer mitzuteilen, was Trump schon wieder Blödes, Gefährliches oder Unverantwortliches gesagt oder getan hat. Auch im Beitrag wird für Ö1-Verhältnisse relativ neutral und ohne die üblichen Schmähwörter über Trump und die Linie der USA in diesem Konflikt berichtet.
Hatten die Redakteure einen schlechten Tag, hat man ihnen etwas in den Kaffee getan, war das nur ein einmaliger Ausrutscher oder zeichnet sich da gar etwas ab?
PS: Eine Bitte an die Ö1-Redakteure: Wenn Sie das nächste Mal Frau Meinl-Reisinger ins Mikro schreien lassen, einfach die Lautstärke etwas runterdrehen, mir wäre fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen.