Der ZiB2 war die ein wenig folkloristisch anmutende Donnerstag-Demo gegen Türkis-Blau natürlich einen ausführlichen und äußerst freundlichen Beitrag wert. Wie immer fanden die ORF-Reporter vor Ort passende Interviewpartner, die genau die gewünschten Sätze in Mikrofon und Kamera sagten. Eine sehr junge dunkelhäutige Dame erklärte in gepflegtem Salon-Wienerisch, sie halte die derzeitige Regierung für „beängstigend und problematisch“. Eine nach eigenen Angaben aus Niederösterreich angereiste betagte Mutter demonstrierte „aus Verantwortung ihren Kindern gegenüber“.
Wer Passanten am Rande der Demo-Party zuhörte, bekam wenig Unfreundliches über die Regierung, aber sehr wütende und böse Kommentare über die lautstarke und kunterbunte Demonstrantenschar zu hören. Die trugen ihr Niveau auch bereitwillig auf Plakaten vor sich her. „Es Heisln“ war auf einer der in die Höhe gereckten Protest-Tafeln zu lesen, ein anderer Demonstrant drückte seine Abneigung gegen die Bundesregierung mit den Worten „Scheiss Patriarchat Elendiges“ aus. Als sehr niveauvoll erwiesen sich auch Tafeln wie „Na Oida“ oder „Gegen Rassismus im Park“ und „Feminismus ist ein Teamsport“. Und natürlich waren auch wieder die offensichtlich mit viel Freizeit gesegneten „Omas gegen rechts“ mit ihren Taferln mit dabei.
Dass Organisatoren von solchen Demonstrationen gerne ein wenig mit den Teilnehmerzahlen übertreiben versteht sich von selbst. Dass die Demonstranten sich auf dem Stephansplatz und beim nachfolgenden Spaziergang Richtung Prater nicht gerade drängen mussten, hat die Organisatoren zu Phantasiezahlen beflügelt. Mehr als 10.000 seien es gewesen, behaupteten sie, und der ORF meldete das bereitwillig. Tatsächlich dürften es vielleicht 3.000 gewesen sein, aber Demonstranten lassen sich nicht so leicht zählen. Und selbst 10.000 wären angesichts des angenehmen Demo-Wetters und der massiven Propaganda, die in den neuen Medien und auf Plakaten (vor allem rund um die Universitäten) betrieben wurde, eine doch eher bescheidene Zahl.
Aber die Organisatoren dürften noch mindestens vier Jahre Zeit haben, ihre Donnerstagsauftritte zu perfektionieren und die Teilnehmerzahlen zu übertreiben.