Armin Wolf amtiert wieder - und die ZIB2 ist wieder als eine einzige Anti-Regierungs-Hetzkampagne inszeniert. Am skandalösesten war zweifellos, dass fast vier Minuten einem Beitrag über die Stänkereien des vor ein paar Jahrzehnten modisch gewesenen (und seither nur noch hie und da bei SPÖ-Veranstaltungen gesichteten) Sängers Ambros gegen die FPÖ gewidmet worden sind. Der Mann hatte in der "Süddeutschen Zeitung" - einem Blatt, das weit enger der Sozialdemokratie die Stange hält als etwa der "Standard", - von "braunen Haufen" bei den Freiheitlichen gebrabbelt. Freilich ohne irgendeinen konkreten Beweis vorzulegen.
Jetzt ließ der ORF ein paar andere Sänger aus der gleichen Kategorie "Schau! Der lebt noch!" (sowie aus der Kategorie: "Wer ist denn das?") zur Unterstützung von Ambros antreten. Überdies wurde eine dubiose Hit-Liste präsentiert, derzufolge plötzlich ein alter Ambros-Songs wieder populär wäre. Natürlich wurde nicht der Hauch eines journalistischen Versuchs unternommen herauszufinden, auf was denn eigentlich eine solche Liste basiert, ob jetzt fünf oder gar zehn Leute dieses Lied gekauft haben. Dabei weiß wirklich jeder, der mit dieser Branche in Kontakt gekommen ist, wie manipuliert solche Listen oft sind.
Geradezu journalistisch war im Vergleich dazu ein fast ebenso langer Beitrag über einen ÖVP-Abgeordneten, der ein manipuliertes Gewinnspiel durchgeführt hatte, bei dem er selber als Gewinner festgestanden ist. Das ist sicher ein politisch relevantes Thema. Die üble ORF-Sauerei dabei ist nur der Umstand, dass ähnliche Sauereien bei roten oder grünen Abgeordneten nie so groß gespielt werden. Wenn überhaupt. Oder kann sich etwa jemand an kritische Beiträge über viel ärgere und möglicherweise sogar echten Betrug oder Amtsmissbrauch darstellende Affären in Wien erinnern? Es seien die Stichworte Heumarkt und Südafrika, Steinhof und Abrechnungen für das Krankenhaus Nord genannt. Es sei daran erinnert, wie klein der Skandal Kern-Silberstein oder die üblen Geschäftemachereien des Herrn Gusenbauer gespielt worden sind. Und wie rasch sie wieder unter dem Teppich waren. Oder hat es jemals einen kritischen Bericht über die Versorgungsposten der deutschen Großindustrie von VW bis Siemens für SPÖ-Politiker gegeben?
Als Höhepunkt der abendlichen Hetze war aber eigentlich ein Gespräch mit dem vor 13 Jahren abgetretenen Chef des deutschen Bundesnachrichtendienstes geplant gewesen. Dieses Interview aber wurde zum totalen Rohrkrepierer für das geplante Regierungs-Bashing. Und zwar gleich vierfach:
Denn der Mann betonte ausdrücklich, dass seine in der Bild-Zeitung geäußerte Sorge über das Geheimbleiben von Informationen, die das Ausland dem österreichischen Verfassungsschutz BVT zukommen lässt, lediglich auf Medienberichten aus Österreich basieren, nicht auf irgendeinem aktuellen Wissen. Es ist schon ziemlich peinlich, wenn man als nachträglichen Zeugen für die Richtigkeit der eigenen Berichte jemanden vorführt, der sich einzig auf diese Berichte als Informationsquelle stützt.
Denn er bezog seine Sorge auch nicht auf die in Wien amtierende Regierung, sondern auf die in der Tat merkwürdigen Razzia beim BVT.
Denn er verwies darauf, dass für die meisten international sensiblen Informationen überhaupt das Heeresnachrichtenamt zuständig ist und nicht das BVT.
Denn er betonte, dass ihm die guten Kontakte der FPÖ zu Russland überhaupt keine Sorgen machen würden, weil Deutschland genauso gute Kontakte zu Moskau unterhält.
Am Ende bekam man stark den Eindruck, dass sie das ganze Interview am liebsten gar nicht mehr gesendet hätten, hätten sie es nicht schon in der ZIB1 angekündigt. Blöd gelaufen.