Alljährlich bemüht sich der ORF, die Sommergespräche mit Politikern noch unattraktiver zu machen, als im Vorjahr. Das hat er heuer wieder bombensicher geschafft, wie schon das erste Gespräch (mit Peter Pilz) gezeigt hat.
Da man diese Form der Gespräche nach den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit keinem alleine dort sitzenden Moderator mehr zutraut, hat man heuer gleich zwei hingesetzt. Das ist freilich schon a priori ein erkennbarer Misstrauensvorschuss gegen jeden der beiden gewesen: „Alleine schaffst du das eh nicht“. Das führte vor allem mit vorhersehbar gewesener Logik dazu, dass das Gespräch völlig zerfahren war, dass nicht einmal der Hauch einer Dialogatmosphäre aufkommen konnte, dass die beiden Fragesteller einander eifersüchtig bewachten. Wahrscheinlich hätte es jeder der beiden alleine sogar besser gekonnt – auch wenn wohl aus keinem jemals ein Talk-Moderator wird.
In einem waren sich beide aber einig: Sie haben zwar versucht, den linken Peter Pilz scharf zu fragen – aber die Fragen kamen immer von noch mehr links! Der eindeutig intensivste Vorwurf an Pilz war, dass er nicht ständig vom Klimawandel und von seiner Europabegeisterung redet. Dazu haben sie nämlich zu wenig Presseaussendungen gefunden. Na, wenn das kein Verbrechen ist …
Am lächerlichsten war aber das, was die beiden ORF-Menschen als großen journalistischen Coup feierten: Die vor dem Sommer aus dem Pilz-Klub ausgeschlossene Martha Bißmann hat jetzt bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft eine „Anzeige wegen Mobbings“ eingebracht. Sie haben mit dieser weltbewegenden Information Pilz zwar überraschen können, merkten aber überhaupt nicht, dass sie damit genau die gleiche hohle Luft produziert haben, wie es Pilz selber seit Jahrzehnten tut: Auch er bringt ständig Anzeigen ein – aus denen dann aber nie etwas wird. Aber während Pilz seine Anzeigen wenigstens immer bei der Staatsanwaltschaft eingebracht hat, hat die Bißmann-Anzeige nur für die Gleichbehandlungsanwaltschaft gereicht. Das ist bekanntlich eine Institution, die selbst im Vergleich zum Salzamt völlig bedeutungslos ist. Was wiederum beweist: Bißmann hat überhaupt nichts im Köcher, wenn sie sich lediglich bei dieser völlig kompetenzlosen Anwaltschaft wegen Mobbings beschwert. Eine solche Beschwerde nach einem Hinauswurf zu schreiben, ist der blutigste Rechtsanwalts-Anfänger am ersten Arbeitstag imstande. Aber die ORF-Menschen begeilten sich daran. Offenbar ist in der linken Szene schon der Hinauswurf einer Frau an sich ein skandalöses Mobbing.
Dafür gab es keine einzige kritische Silbe, als Pilz behauptete, in Italien regierten jetzt „Rechtsextremisten“; in Ungarn gäbe es eine „autoritäre“ (laut Google: „totalitär, diktatorisch“) Herrschaft; und die österreichische Regierung „zerstört“ Europa.
Aber da musste man ja nicht widersprechen, da ist man sich ja ganz offensichtlich einig.
Klare Botschaft des ORF: Nur bei den Frauen und beim Klima soll Pilz sich wieder in die linke Marschordnung einreihen. Was er dann eh brav gemacht hat.
PS: Die Wachau, wo man zusammensaß, ist schön wie eh und je!
PPS: Und wenn man als Hauptgag einen Karikaturisten geholt hat, um während der Sendung zu zeichnen, dann hätte man halt schon auch dessen Werk (das offenbar auch Sprechblasen enthalten hat) am Schluss in Großaufnahme zeigen sollen …