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Kurt Ceipek (oe1 Mo, 13.08.2018, 12:00)
Ö1 Mittagsjournal

Bei einem uralten Kinderspiel gilt als Regel, man darf bei der Beantwortung von Fragen des Mitspielers nicht Schwarz oder Weiß und auch nicht Ja oder Nein sagen. Das ist bei gezielter Fragestellung des Gegners für die Mitspieler gar nicht so einfach.

Ein ähnliches Spiel praktizieren die Journalredaktionen des ORF. Dort gilt als Regel: Man darf bei kritischen Berichten über ein Land oder eine Regierung niemals das Wort „sozialdemokratisch“ oder „sozialistisch“ nennen.

Dieses Spiel hat der umstrittene Ungarn-Korrespondent des ORF, Ernst Gelegs, in einem sechs Minuten dauernden Beitrag über die massiven Demonstrationen gegen die korrupte rumänische Regierung erfolgreich bewältigt. In dem überlangen Beitrag, in dem der ORF-Mitarbeiter Paul Schiefer den ORF-Mitarbeiter Gelegs interviewte (wie das im umstrittenen ORF sehr häufig praktiziert wird), gelang es den beiden Spielern, das Wort „sozialdemokratisch“ nicht ein einziges Mal in den Mund zu nehmen.

Für alle jene Menschen, die ihren Informationsbedarf ausschließlich im ORF decken: die korrupte Regierung Rumäniens wird von der dortigen sozialdemokratischen Partei gestellt. Und diese sozialen Demokraten wollen mit Gewalt ein Gesetz realisieren, das ein bisserl Korruption toleriert. Sonst müssten fast alle Regierungsmitglieder befürchten, direkt von der Regierungsbank vor den Strafrichter zu übersiedeln.

Das Spiel wurde in den Schlussnachrichten fortgesetzt. Auch dort war der Begriff „sozialdemokratische Regierung“ im Rumänienbeitrag nicht zu hören.

Sehr gut beherrschen dieses Spiel auch die Mitarbeiter des Nachrichtendienstes orf.at. In einem ausführlichen Bericht über das seit Jahren in Venezuela herrschende Chaos, das der Sozialist Nicolas Maduro zu verantworten hat, der das einst reiche Land zielstrebig in bittere Armut geführt hat, kam das Wort sozialistisch auch kein einziges mal vor. Wie auch schon in vielen Venezuela-Berichten des umstrittenen ORF davor.

Völlig umgekehrt läuft das ebenfalls vom ORF praktizierte Spiel, in Berichten über die Regierungen Italiens, Ungarns und vor allem Österreichs, möglichst oft die Begriffe „rechtspopulistisch“, „rechtsextrem“, „Neo-Nazi“, „neoliberal“ oder ähnliches zu benützen. Als besonders lobenswert gilt dann die Verwendung des Wortes „umstritten“.

In derartigen Spielchen kann dem Zwangsgebührensender ORF niemand das Wasser reichen.