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Niklas G. Salm (ORF1 Fr, 03.08.2018, 19:45)
ZIB Magazin

Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis auch der Rotfunk enthusiasmiert über die neue Hoffnung der US-Ultralinken berichtet: Alexandria Ocasio-Cortez. Ist sie der neue weibliche Obama, fragt die ORF-Stimme mit erwartungsfrohem Unterton.

Die junge Dame (28) mit Wurzeln in Puerto Rico ist das Idealbild linker Wünsche, die Projektionsfläche der Hoffnungen für in letzter Zeit ziemlich unsanft abgestürzte Linksgrüne. Als frühere Helferin für den Altlinken Bernie Sanders steht sie für hohe Mindestlöhne, unbegrenzte Zuwanderung, regulierte Mieten, Abschaffung der Grenzpolizei und auch sonst alles, wovon Marxisten träumen. Und im kleinen Unterschied zu Parade-LinkInnen wie Claudia Roth, Renate Künast oder Ulrike Lunacek ist die Dame auch noch ganz nett anzusehen.

Von der Kellnerin in einer Taco-Bar zum neuen Polit-Star der Demokraten (also der US-Sozis) lautet dann die erste Lüge des ORF (und vieler anderer Linksmedien vorher) - oder sollen wir besser von alternativen Fakten sprechen? Fake News können es ja nicht sein - sowas macht der ORF nicht. Jedenfalls ist Ocasio-Cortez eigentlich nicht Kellnerin, sondern studierte Politologin, die wohl maximal während ihres Studiums ein bisschen gekellnert hat. Im Taco-Restaurant, das ihrer Mutter gehört. Wie lieb.

Die zweite kreative Interpretation der Realität durch den ORF: Sie komme aus "einfachen Verhältnissen". Da ihr Vater Architekt war und ihre Mutter Lokalbesitzerin ist, musste sie wohl kaum kellnern, um das Überleben zu sichern, wie das linke Legenden von den Nachkommen armer Arbeiter gerne verbreiten. Laut Wikipedia zog sie außerdem "bereits in jungen Jahren ins wohlhabendere, vorstädtische Yorktown in Westchester County". Aber egal - yes she can!

Polit-Tsunami, Polit-Rockstar, weibliche Barock Obama - die Jubelhymnen der ORFlinge kennen gar keine Grenzen. Man rufe sich dazu die Berichterstattung über einen eher unkonventionellen Konservativen namens Trump in Erinnerung. Aber wenn eine junge Dame, nein sorry, Aktivistin vom extrem linken Rand die Bühne betritt, dann gibt es kein Halten mehr. Dabei ist sie selbst vielen etablierten Demokraten zu links, pardon, zu progressiv.

Die Alt-Demokraten haben jedenfalls viele Bedenken - aber geschenkt. Der ORF ist begeistert angesichts dieser Mischung aus Andrea Nahles (weiblich und linksfundamental) und Christian Kern (slimfit und ahnungslos). Und schwärmt von der großen Hoffnung für alle Liberalen in den USA.

Der nächste, nun ja, kreative Ansatz: Denn was Frau Ocasio-Cortez repräsentiert, geht eher in Richtung ultragrün a la Sigi Maurer oder gar in Richtung Antifa. Sie steht also für jene moralisch Überlegenen, die ihren Mitmenschen sogar eintrichtern wollen, was auf ihrem Mittagsteller zu liegen hat und dass Lastenfahrräder wesentlich toller sind als ein Maserati. Für wahre Liberale gilt als oberstes Menschenrecht das Recht, von anderen in Ruhe gelassen zu werden. Andere in Ruhe zu lassen ist aber nicht gerade die Stärke der LinksgrünInnen.

Aber weil wir gerade bei kreativen und alternativen Fakten sind: Der Beitrag über den schmelzenden höchsten Gipfel Schwedens ist auch nicht von schlechten Eltern! Da wird gejammert, dass der Kebnekaise-Gipfel wegen des (angeblich menschengemachten) Klimawandels schmilzt und das wird mit einem Vorher-Nachher-Satellitenbild untermauert. Peinlich nur, dass der Kebnekaise im äußersten Norden Schwedens liegt, das Vorher-Nachher-Satellitenbild allerdings ganz zentral Dänemark und rechts oben den Südzipfel von Schweden zeigt. Das Gebiet rund um den beweinten Kebnekaise ist auf dem Satellitenbild gar nicht zu sehen. Warum nur?

Schmilzt es im Norden Schwedens gar nicht so dramatisch und musste man deshalb eine südlichere Aufnahme wählen? Oder ist man nur zu dumm, um zu wissen, wo der Norden Schwedens liegt und wie ein Satellitenbild Dänemarks aussieht? Außerdem ist beim Vorher-Nachher-Bild nur ein Übergang von grün zu braun zu erkennen, was auch damit erklärbar wäre, dass das erste Bild aus dem Frühjahr und das zweite aus dem Herbst/Winter stammt. Jedenfalls sind die einzig weißen Bereiche Wolken. Mit Eis und Schnee haben beide Bilder nichts zu tun. So what? Oder war das alles ohnehin nur ein Comedy-Beitrag?

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