„Manche Zeitungen versuchen offenbar alles, um in neue Medienfelder vorzudringen“, meinte ORF-Sendungsgestalterin Nadja Hahn halb vorwurfsvoll und halb belustigt in der berüchtigten und nicht nur unter Medienmachern umstrittenen Sendung „doublecheck“ im immer umstrittener werdenden ORF-Kampfkanal Ö1. Ist ja auch wirklich eine Frechheit, dass Mediengruppen außerhalb der Medienkrake ORF auch Marktchancen nützen wollen.
Für Leute, die sich von Ö1 oder vom gesamten ORF längst mit Grauen abgewandt haben, weil sie dessen permanente linke Holzhammerpropaganda nicht mehr ertragen, sei erklärt: „doublecheck“ ist eine von Nadja Hahn und Stefan Kappacher gestaltete und moderierte Sendung, deren Ziel es vor allem ist, lästige Konkurrenten medial zu zerpflücken und – wenn möglich – außer Gefecht zu setzen. Kappacher und Hahn gelten in der Medienbranche als umstrittene Linksaußen im ohnehin schon ausreichend linken ORF. Nebenbei wird „doublecheck“ dazu genützt, die Leistungen des ORF und dessen großartige Arbeit in Weihrauch zu hüllen. Selbstbeweihräucherung nennt man das, aber das sehen die im Sold des ORF stehenden Weihrauchkesselschwinger wohl anders.
In der jüngsten Ausgabe von „doublecheck“ ging es um die staatliche Presseförderung. Neun Millionen Euro erhalten alle heimischen Zeitungen, die in den Genuss einer solchen Förderung kommen – alle gemeinsam, wohlgemerkt. Über den Wunsch, diese Summe auf 50 Millionen aufzustocken oder zumindest zu verdreifachen, machen sich die Doublechecker lustig. Geätzt wird von dem umstrittenen Pärchen Hahn und Kappacher in der umstrittenen Sendung im umstrittenen Ö1 auch über mühsame Versuche von Zeitungsverlagen, eigene Fernsehangebote bei den Österreichern unterzubringen. Nadja Hahn mit unüberhörbar geringschätzigem Unterton über einen solchen Versuch des Kurier: „In drei Jahren soll sich der defizitäre Regionalsender selber tragen.“
Um dann stolz auf die Erfolge des zwangsgebührenfinanzierten Staatssenders im Internet zu verweisen. Der ORF betreibe mit orf.at das mit Abstand erfolgreichste Onlineportal des Landes. Da stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Warum. Weil die ORF-Mannschaft so unendlich viel besser und konkurrenzfähiger ist, als die Mitbewerber im Internet, Hörfunk und Fernsehen? Wohl kaum, wie jeder ORF-Konsument aus leidvoller täglicher Erfahrung weiß.
Das Geheimnis liegt nahezu ausschließlich in den Fördermillionen. Während sich die Zeitungen mit insgesamt neun Millionen begnügen müssen, kassiert der ORF Jahr für Jahr eine Förderung in Höhe von 600 Millionen Euro, die in solchen Beiträgen, Reportagen oder Sendungen nie erwähnt wird. Diese mühelos kassierten 600 Millionen fließen dem umstrittenen Staatssender, der sich in den letzten Monaten zum Oppositionssender gemausert hat, aus den Zwangsgebühren fast aller Österreicher zu. Mit so viel Förderung kann man leicht die Marktführerschaft verteidigen und ausbauen.
Das gilt natürlich für die gesamte elektronische Medienlandschaft. Nadja Hahn meinte verächtlich über eine gemeinsame Internet-Plattform von Salzburger Nachrichten und OÖ Nachrichten, diese erreiche in einem Jahr 56 Millionen „Page Impressions“ (Seitenaufrufe) und 1,3 Millionen sogenannte „Unique Clients“. Allein der ORF erreiche 450 Millionen Millionen „Page Impressions“ und neun Millionen „Unique Clients“.
Das hört sich gut an. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Österreicher der ORF mit seinen TV- und Hörfunkprogrammen und mit seiner Internetseite orf.at erreichen könnte, wenn der umstrittene Staatssender nicht den Zwanggebührenzahlern jährlich 600 Millionen Euro abknöpfen würde.