Alle europäischen Medien haben heute Morgen nur ein Thema: Die Einigung beim EU-Asylgipfel. FAZ, NZZ, SZ, Welt: Überall prangt es in dicken Schlagzeilen, auch wenn sich die Medien bei der Bewertung und Beurteilung dieser Einigung nicht einig sind. Es reicht von „fragilem Migrations-Kompromiss“ (NZZ) bis zu „Merkel erzielt Durchbruch“ (Bild).
Wie auch immer. Natürlich widmet sich auch das Ö1-Morgenjournal dem Thema. Sebastian Kurz, einer jener Politiker, der diesen Umdenkprozess auf europäischer Ebene mit eingeleitet und massiv vorangetrieben hat, kommt in diesem Morgenjournal aber nur am Rande vor. Ein Statement von Kurz wird zumindest eingespielt.
Wer wesentlich länger an diesem historischen Tag zu Wort kommt, ist Christan Kern. Der gefallene rote Kurzzeitkanzler bekommt fast so viel Sendezeit, wie alle Berichte und Analysen zum EU-Gipfel zusammengerechnet (8 Minuten EU-Gipfel - 7 Minuten Kern). Das ist eine echte Leistung.
Kern durfte seine fünf eingelernten Standardphrasen in verschieden Abwandlungen zum 12-Stunden-Artbeitstag sieben lange Minuten lang zum Besten geben. Schließlich ist dieses Thema der Strohhalm, an den sich die SPÖ – und damit auch der ORF - klammern, um gegen die Regierung irgendwie punkten zu können. Was ORF und SPÖ einfach nicht kapieren können oder wollen: It's the migration, stupid!
Es nutzt auch nichts, wenn man im ORF krampfhaft versucht, die Bedeutung und Erfolge des Bundeskanzlers zu relativieren und gleichzeitig den roten Pizzaboten auf einen Schild hievt und durch alle ORF-Programme trägt. Aus einem Ackergaul wird eben kein Rennpferd.
Es ist für den ORF und die SPÖ eher kontraproduktiv, Christian Kern zu viel Sendezeit zur Selbstdarstellung zu geben. Denn die muss man schließlich auch nutzen können. Ansonsten schreckt man die potentiellen Wähler nur ab.