Das Innenministerium präsentiert heute den Verfassungsschutzbericht. Der ORF informiert in seinen morgendlichen ZiBs vorab und übertitelt seine Meldung mit: „Zahl der rechtsextremen Straftaten gestiegen“ .Er bezieht sich dabei auf die Zahlen der letzten Jahre.
In dem Beitrag erfährt der Zuseher, dass die größte Gefahr für die innere Sicherheit von religiösem Terrorismus durch radikale Muslime ausgeht. Aha, warum betitelt man die Geschichte dann mit „Zahl der rechtsextremen Straftaten gestiegen“? Das ist ungefähr so, als würde man bei einem Eisenbahnunglück mit mehreren toten Fahrgästen als Headline schreiben: Lokführer blieb bei Zugcrash unverletzt.
Während der Sprecher über islamistische Gefahren spricht, sind die ersten Bilder interessanterweise von einer Identitären-Demonstration. Das wäre neu, dass unter den Identitären besonders viele radikale Muslime wären. Diese Bild-Ton-Schere ist ebenso wenig wie die seltsame Übertitelung journalistischer Dilettantismus, sondern Absicht. Ganz abgesehen davon ist nicht bekannt, dass die Identitären in Österreich bisher wegen rechtsextremer Straftaten verurteilt worden wären.
Weiters erfährt man in dem Beitrag, dass rechtsextreme Straftaten vor allem im Internet passieren und auch linksextreme Straftaten in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Welcher Art diese linksextremen Straftaten sind und ob sie auch vor allem im Internet passieren, erfährt der Zuseher – wohl aus gutem Grund – nicht.
Dieser Bericht ist ein Paradebeispiel dafür, wie man ohne zu lügen, aber mit der Ausreizung aller journalistischen Mittel, einer Geschichte mit eindeutiger Faktenlage einen anderen Spin geben kann. Mit öffentlich-rechtlichem Journalismus hat das relativ wenig zu tun.
(Ergänzung: Auch um 8 Uhr wurde noch genauso "berichtet" ...)