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Werner Reichel (Puls 4 Mo, 11.06.2018, 20:15)
Sommergespräch mit H.C. Strache

Warum tut er sich das an? Das Puls4-Sommergespräch war ein langweiliges TV-Verhör. Corinna Milborn gab die bigotte, politisch-korrekte Inquisitorin, die für sich und ihre linke Medienblase herausfinden wollte, ob H.C. Strache nicht doch ein rechtsextremer Wolf im Schafspelz ist. Einem Freiheitlichen kann man schließlich nicht über den Weg trauen.

X-mal musst sich Strache von irgendetwas und von irgendjemanden distanzieren. Und er tat das auch artig. Selbst die vergilbten Paintballfotos aus seinen Jugendjahren kramte Milborn wieder hervor. Wow, wie investigativ, informativ und mutig! Die Sendung war elend und langweilig. Immer die selbe Leier.

Man fragt sich, warum tut sich Strache, warum tut sich die FPÖ das an, zumal die Reichweite des Senders im Allgemeinen und dieses Formates im Speziellen eher bescheiden ist. Beim Sommergespräch mit Christian Kern waren es durchschnittlich gerade einmal 77.000 Zuseher! Eine solche Reichweite schafft jeder mäßig talentierte 16-jährige YouTuber mit links. Die FPÖ sollte hier mehr Mut beweisen und solche TV-Auftritte auch einmal sausen lassen, zumal man mit solchen Formaten ohnehin nur wenig Menschen erreicht und damit die öffentliche Meinung kaum beeinflussen kann. Würde man eine ehrliche politische Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen, fiele die Entscheidung des Öfteren wohl gegen solche TV-Auftritte aus.

Die anachronistischen TV-Sender schaffen es allerdings mit viel Show, Glanz, PR und der Hilfe der anderen Altmedien, Politik und Öffentlichkeit eine Bedeutung vorzugaukeln, die sie längst nicht mehr haben. Nach so einer Sendung berichten etwa viele Printmedien, die ebenfalls mit sinkenden Leserzahlen zu kämpfen haben, ausführlich über den TV-Auftritt, im Gegenzug dürfen die Printjournalisten im Fernsehen als Experten ihre Weisheiten zum Besten geben. Man spielt sich den Ball gegenseitig zu und schafft es so, eine Art Scheinöffentlichkeit zu generieren.

Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Der Stellenwert, das Image, die Wichtigkeit und die Meinungsmacht der Altmedien werden oftmals völlig überschätzt. Auch und vor allen von Politikern. Weshalb sie jedes Stöckchen apportieren, das ihnen die linken Mainstreamjournalisten werfen. Aus Gewohnheit, weil man das auch in den letzten Jahrzehnten so getan hat. Es dauert wohl noch einige Zeit, bis man begreift, dass Fernsehen schon lange kein Leitmedium mehr ist, die linken Mainstreammedien ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem haben und man sich deshalb neue Medienstrategien überlegen sollte.

Nach Strache durfte übrigens Werner Kogler, Chef einer Kleinpartei, die nicht im Parlament vertreten ist, im Puls4-Studio Platz nehmen. Corinna Milborn tauschte dabei ihre Rolle als Inquisitorin mit jener des Polit-Coaches, der gemeinsam mit Kogler versucht zu analysieren, warum die Grünen im Abseits gelandet sind und wie sie wieder auf die Erfolgsspur gelangen. Eine Therapiesitzung.

Das hatte etwas von einer Tragikomödie: Der Chef einer Partei, die kaum noch Wähler hat, versucht in einem Medium, das ein Auslaufmodell ist, seine politischen Ideen und Visionen, die zum Ladenhüter geworden sind, anzupreisen und kaum jemand schaut ihm dabei zu. Und trotzdem fühlen sich die Protagonisten dieser traurigen Polit-TV-Show unheimlich bedeutend und merken nicht, dass die Musik längst woanders spielt.