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Andreas Unterberger (ORF2 Do, 31.05.2018, 21:05)
Sommernachtskonzert 2018

Wunderbares Konzert vor Schönbrunn, das mehr Zuschauer vor dem Bildschirmen versammelte als am Vorabend sogar das Fußballspiel Österreich-Russland, obwohl dieses ungefähr zur gleichen Tageszeit übertragen worden ist.

Diese Übertragung sorgte aber auch in zweifacher Hinsicht für Ärger: Zum einen, weil die Begründer des Konzerts konsequent verschwiegen werden. Das waren nämlich die Herren Wolfgang Schüssel und Clemens Hellsberg. Statt dessen machte sich ein gewisser Alexander Wrabetz wichtig, als ob da irgendetwas auf seinem Mist gewachsen wäre, außer dass er halt die Entscheidung seiner Vorgängerin fortsetzte, das Konzert im Gebührensender übertragen zu lassen (obwohl das natürlich auch jeder Privatsender bereitwillig getan hätte).

Die zweite erstaunliche Beobachtung: Während eines Wiener Walzers wurden schöne Aufnahmen der Stadt gezeigt. Dabei war wie selbstverständlich kein einziges Objekt zu sehen, das nicht auf die von den ORF-Genossen so gern verhöhnte Kaiserzeit zurückgeht. We auch anders? Die letzten hundert Jahre Wiens unter sozialdemokratischer Herrschaft haben ja in der Tat auch absolut nichts zusammengebracht - Donauturm, Stadthalle oder Karl-Marx-Hof sind nicht wirklich herzeigbar.

Doch halt: Dem ORF gelang es dann doch, neben dem Wichtigmacher Wrabetz gleich zwei linke Objekte ins Bild zu bringen, die er für wichtig hielt: Das war eineseits Politpensionist Heinz Fischer und andererseits der Organisator des Wiener Nackt- und Schwulenballes. Für dessen Übertragung sich im Gegensatz zum Schönbrunn-Konzert die ausländischen TV-Stationen ja so gar nicht interessieren. Obwohl sich der hochsubventionierte Schwulenball heuer sogar am eindeutig stärksten katholisch-habsburgisch-österreichischen Musical vergreift, dem Sound of Music.