Welche Meldung ist für die tägliche Hauptnachrichtensendung wichtig und welche nicht? Und für wen sollen die Beiträge wichtig sein? Für den Zuseher oder für den Redakteur?
Beim Privatsender ServusTV hat man beim Konsum der täglichen Nachrichtensendung um 19 Uhr 20 den Eindruck, dass sich das Team, das die Nachrichtenbeiträge auswählt, an den Interessen der Zuseher orientiert. Bei der ZiB1 kann man sich oft des Gefühls nicht erwehren, dass manches, was den dortigen Redakteuren nicht in den Kram passt, bewusst und gezielt verschwiegen wird, selbst dann, wenn es fast alle Österreicher interessiert.
Die wahrscheinlich interessanteste Meldung des Tages war bei ServusTV die Beantwortung einer dringlichen parlamentarischen Anfrage zur immer bedrohlicher werdenden Gewalt an österreichischen Schulen. Im Vorjahr habe es in Österreich 835 Anzeigen Körperverletzung oder schwerer Körperverletzung in Schulen gegeben. Mehr als ein Drittel davon entfielen – wenig überraschend – auf Wien.
Wenig überraschend ist auch, dass diese Kleinigkeit der ZiB1 keinen Beitrag wert war. Dafür bekam die Opposition viel Zeit, ihre Unzufriedenheit über die Reform der Sozialversicherungen zu bejammern, weil Arbeiterkammern und Gewerkschaften auf dieser Spielwiese den dominierenden Einfluss verlieren. Dass die Opposition damit nicht einverstanden ist, kann wohl niemanden überrascht haben. Das ist eine Meldung der Kategorie „Hund beißt Mann“. Auch dass Peter Pilz endlich in den Nationalrat zurückkehren möchte, war dem ORF wichtiger als die nebensächliche Schulgeschichte. Auch wenn der Pilz’sche Rückkehrwunsch weder neu noch spannend war.
Es versteht sich fast von selbst, dass das Thema der sprunghaft wachsenden Gewalt an Schulen auch in der ZiB2 keinen Raum fand. Dabei haben sich alle maßgeblichen Medien in Österreich ausführlich mit der Gewalt an den Schulen befasst. Nicht so der ORF.
Vielleicht ist die Nachrichtenauswahl mit ein Grund, dass immer mehr Zwangsgebührenzahler dem ORF von ganzem Herzen misstrauen.