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Werner Reichel (oe3 Do, 17.05.2018, 05:00)
Der Ö3-Wecker

„Der EU reicht es“, plärrt ein aufgeregter Nachrichtensprecher um 7:00 Uhr ins Mikrophon. Was ist los? „Mit der sprunghaften und unberechenbaren Politik des Donald Trump.“  Uiii, denke ich. Stellt sich die EU jetzt ins politische Schmollwinkerl. Geht nicht, da steht sie ja schon. Erklärt Brüssel Washington jetzt gar den Krieg? Geht auch nicht. Die deutsche Bundeswehr hat zwar viele Kinderbetreuungsstätten und brandneue Uniformen für Schwangere, aber leider nur vier einsatzbereite Eurofighter.

Es ist also wohl nur das übliche und konsequenzlose Gekläffe der europäischen Weicheier. Und so ist es: Noch immer ganz in seiner Rolle als aufgeregter, empörter und schlauer Europäer, fragt der Ö3-Nachrichtensprecher den Ö3-Korrespondenten: „Die 28 EU-Länder wirken, als ob sie zur offenen Konfrontation entschlossen und bereit sind … Werden dem auch konkrete Taten folgen?“ Offene Konfrontation!  Verbaler Theaterdonner im Ö3-Wecker. Der Korrespondent meint, einig sei man sich nur im Ärger über Trump, weniger einig ist man hingegen, wie man damit umgeht.  Welch Überraschung.

Was bleibt der EU auch anderes übrig, außer sich zu ärgern und zu kläffen. Aber warum eigentlich? Inwiefern ist Trumps Politik „unberechenbar“ und „sprunghaft“, wie der Ö3-Nachrichtensprecher seinen Hörern weismachen möchte.  Ist doch sein Vorgehen sehr zielgerichtet und kompromisslos.

Das mag die europäischen Gutmenschen ärgern und verwundern, aber Sprunghaftigkeit kann man Trump bei der Abarbeitung seiner innen- und außenpolitischen Agenda nicht vorwerfen.  Europäische Softies, wie der Ö3-Nachrichtensprecher, verstehen Trump schlicht und einfach nicht. Der Journalist Fritz Goergen hat das in  „Tichys Einblick“ sehr gut analysiert: Hinter dem Trump-Bashing „(…) steckt die Unfähigkeit der classe politique jemanden zu verstehen, der anders denkt als sie. Der anders handelt als sie. Ja, der überhaupt handelt. Die classe politique der EU hat einen Politikstil entwickelt und verfeinert ihn weiter, den sie von der UN und den anderen internationalen Institutionen gelernt hat. Und den die nationalen Regierungen inzwischen auch in ihrer Innenpolitik anwenden. Probleme werden nicht gelöst, sondern verwaltet. Neue Gesetze bedeuten nicht, dass sie durchgeführt werden sollen. Sie dienen nur dem Erwecken des Eindrucks, es würde etwas geschehen.“ Trump setzt hingegen auf eine Politik der Stärke. Das verstehen in Europa weder die politische Klasse noch ihre linken Journalisten.

Der Ö3-Korrespondent klärt die Hörer auf, warum die EU jetzt so furchtbar böse auf Trump ist: Der sei nämlich gleich dreimal über die EU „drübergefahren“: im Handelsstreit, beim Atomdeal mit dem Iran und bei der Verlegung der Botschaft nach Jerusalem. Den letzten Punkt können die linken Europäer, die bereits jetzt als Dhimmis in ihrem geistigen Kalifat leben, natürlich nicht nachvollziehen. Dazu kommt der latente linke Antisemitismus, der sich gerne als Israelkritik tarnt.  Auch im Handelsstreit agieren die USA nachvollziehbar und gemäß der America-First-Politik. Das kann man durchaus kritisieren und ablehnen, aber was ist daran unberechenbar? Dass sich ausgerechnet die linken TTIP-Feinde in Europa über protektionistische Maßnahmen echauffieren, kann man wohl nur mit Humor nehmen.  Solche Themen überfordern sie einfach. Über die Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran kann man ebenfalls diskutierten, aber dumm war dieser Schritt von Trump ganz sicher nicht.

Es war tatsächlich ein schlechter Deal. Doch zu mehr sind die Europäer auch nicht fähig. Und eines steht fest:  Vor den USA (unter Trump) hat Teheran mehr Respekt als vor den Europäern, die man jederzeit über den Tisch ziehen kann. Die EU sollte sich eine Aussage Putins zu Herzen nehmen: „Mit Höflichkeit und einer Waffe kann man weit mehr erreichen als nur mit Höflichkeit.“ Trump und Putin, der Iran und Nordkorea, eigentlich alle außerhalb der EU wissen das, nur die Europäer können und wollen es nicht kapieren.

Wen wundert es? Die deutsche Bundeswehr verfügt wie gesagt über vier einsatzfähige Eurofighter. Da tut man sich naturgemäß schwer, von irgendjemandem außerhalb der eigenen Blase ernst genommen zu werden. Aber in seiner Blase ist man nach wie vor der Hero und Trump ein geistesschwacher Bösewicht. Dafür sorgen Medien wie der ORF.

Ein anderes Zitat - eines von Armin Wolf -  sollten sich wiederum die Ö3-Nachrichtinger hinter die Ohren schreiben: „Journalisten sind die, die ÜBER Ministerien berichten, nicht FÜR Ministerien. Das sind PR-Leute. Sollte man nicht verwechseln.“ Sprich, man muss nicht immer für die EU und seine linken Freunde berichten, man könnte es auch einmal mit neutraler Berichterstattung versuchen. Würde man sich endlich von dem Trump-ist-blöd-und-böse-Klischee befreien, würde man vielleicht die politische Strategie, die hinter seinen Entscheidungen steckt, erkennen können. Und danach könnte man sie ja noch immer kritisieren. Aber verstehen sollte man sie schon.