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Kurt Ceipek (oe1 Sa, 12.05.2018, 12:00)
Ö1 Mittagsjournal

Arik Brauer, 89-jähriger Wiener Edel-Künstler in Malerei, Musik und Architektur, Jude und Holocaust-Überlebender, hatte vor wenigen Tagen mit einer Gedenkrede alle überrascht und viele begeistert. Vor allem seine Anmerkung, er fühle sich vom islamischen Antisemitismus viel mehr bedroht als von heimischen Burschenschaftern dürfte das Weltbild vieler Linkspopulisten im Lande erschüttert und manchen von ihnen Magenkrämpfe oder noch Schlimmeres beschert haben.

Wohl vor allem deshalb lud man den geistig jung und vital wirkenden Brauer in die Sendung „Im Journal zu Gast“ ein, vermutlich auch mit dem Hintergedanken, ihn dazu zu bewegen, seine Äußerung zumindest ein wenig zu relativieren. Geschickt gestellte Suggestivfragen können da gut nachhelfen. Als Interviewer wurde der für solche Aufgaben besonders prädestinierte Klaus Webhofer auserkoren. Schließlich ist der ORF seit Jahren die Speerspitze jener, die den islamischen Antisemitismus verniedlichen und jenen der Burschenschaften zur Mega-Bedrohung aufblasen wollen.

Einige der Fragen waren als offensichtliche Fallen konstruiert. So verwies der Interviewer auf die Rede von Michael Köhlmeier einige Tage davor. Der bekannte Schriftsteller hatte der FPÖ sinngemäß „Heuchelei“ im Umgang mit den Juden vorgeworfen. „Was haben Sie sich als Jude dabei gedacht“, fragte Webhofer.

Auf eine solche Frage kann ein Interviewter leicht das Falsche sagen. Aber Arik Brauer antwortete genial. „Köhlmeier ist ein von von mir sehr bewunderter und geliebter Schriftsteller und was er gesagt hat kam aus seinem Herzen. Ich als Jude sehe das anders. Ich fühle mich nicht bedroht von Liedersängern“.

in einer Frage zur Nicht-Einladung von FPÖ-Politikern wie HC Strache zur Gedenkfeier in Mauthausen zitierte der ORF-Interviewer den Schriftsteller Doron Rabinovici. Der hatte gesagt, man müsse sich aussuchen können, wen man zu so einer Gedenkfeier einlade und wen nicht. Wieder fragte Webhofer durchaus raffiniert: „Ist das falsch?“ Arik Brauer darauf trocken: „Meiner Meinung nach ist das falsch.“ Es gehe bei solchen Gedenkfeiern darum, Menschen zum Umdenken zu bewegen und an die Ereignisse zu erinnern. Genau jene nicht einzuladen, die man überzeugen will, sei deshalb völlig verkehrt.

Dann wurde Arik Brauer mit der Aussage des Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch konfrontiert. Der hatte gewettert, er nehme der FPÖ ihre Abkehr vom Antisemitismus nicht ab. „Ich persönlich nehme Strache seine faire und richtige Einstellung zu Judentum ab. Ich glaube nicht, dass ich mich irre, ich erkenne das am Gesichtsausdruck, wenn ich mit jemandem spreche“, konterte Brauer. Sicher gebe es in der FPÖ noch Antisemiten, „aber das sind meistens sehr alte oder sehr ungebildete Leute“. Das Schlimme am Faschismus sei ja gewesen, dass er vom ganzen Volk getragen gewesen sei, vor allem auch von Lehrern und Ärzten, erinnerte Brauer. Das sei in Österreich heute sicher nicht mehr der Fall.

„Kann man das so pauschal sagen, alle (Muslime, Anm.) die jetzt daherkommen, importieren einen Antisemitismus?“, fragte Webhofer. Arik Brauers entwaffnende Antwort: „Nein, pauschalieren kann man nix, es sind vielleicht nur 95 Prozent.“ Antisemitismus werde Muslimen in ihren Heimatländern schon im Kindesalter eingetrichtert. Auf jeden Fall sei eine überwältigende Mehrheit der in Österreich lebenden Muslime Antisemiten.

Ob die Sendungsverantwortlichen mit dem außergewöhnlichen Interview (das man sich unbedingt anhören sollte), große Freude gehabt haben, darf man als ORF-Kenner bezweifeln. Hier wurden zu viele linke Dogmen – FPÖler und Burschenschafter sind alle Nazis und Antisemiten, Muslime sind nur in Ausnahmefällen Antisemiten – von Arik Brauer auf entwaffnend ehrliche und überzeugende Art zerbröselt.

Unmittelbar nach dem Interview mit Arik Brauer bekam der Ö1-Journal-Hörer wieder gewohnte Kost vorgesetzt. Da wurde in einer Reportage aus einer Volksschule in Wien-Favoriten, in der fast alle Kinder eine andere Muttersprache als Deutsch haben, ein rosiges Bild gemalt. Vor das Mikrophon kamen ausschließlich Kinder, die sehr gutes Deutsch sprechen und erzählen durften, was sie für ihre Mütter zum Muttertag basteln. Die Lehrerin, deren Muttersprache türkisch ist, erklärte in wohlgesetzten Worten, wie die Kinder dazu erzogen werden, im Unterricht Deutsch zu sprechen. Eine wunderbare Schule.

Schade dass man von Lehrern und Direktoren aus anderen Schulen meist ein völlig anderes Bild vermittelt bekommt, was sich in vielen Schulklassen abspielt, in denen fast nur noch Schüler mit Migrationshintergrund ohne brauchbare Deutschkenntnisse auf das Leben vorbereitet werden. Da herrscht nicht die wohlige Harmonie, die in dem Beitrag von Birgit Pointner vermittelt wurde, sondern beängstigendes Chaos und Terror.

Aber das wird man im ORF so schnell nicht zu hören bekommen. Höchstens dann, wenn man ungewollt auf einen so ehrlichen und unerschrockenen Interviewpartner zum Thema „Brennpunktschulen“ stößt, wie es Arik Brauer ist.