Damit hatte wohl kein TV-Konsument gerechnet, der sich die ewig gleich linksgestrickten „Tatort“-Folgen der letzen Jahre in Erinnerung rief: Ausgerechnet unter der Regie des Türken Özgür Yildirim handelte die jüngste Folge aus Lüneburg von in Deutschland untergetauchten IS-Kämpfern und libanesischen Clans, die Landsleute zu Drogengeschäften zwingen, Morde begehen und Polizisten schmieren. Das ganz reale Leben also.
Zudem waren sowohl die schauspielerischen Leistungen von Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz als ermittelnde Kriminalbeamte wie auch die Geschichte selbst vom Feinsten. Thorsten Falke und Julia Grosz, Hauptkommissare der Bundespolizei, sollten unter Mithilfe der Lüneburger Polizei ebendort einen angeblich untergetauchten Kriegsverbrecher aus Syrien identifizieren und festnehmen. Doch es lief so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen kann, der Verdächtige konnte fliehen und tauchte unter.
Was folgte, war eine der spannendsten und facettenreichsten Menschenjagden der „Tatort“-Geschichte mit immer wieder unerwarteten Wendungen und Entwicklungen. Schon bald kam bei den beiden Ermittlern nämlich der begründete Verdacht auf, dass es in den Reihen der Lüneburger Polizei einen „Maulwurf“ gibt, der mit der libanesischen Mafia kooperiert. Besonders einer der Polizisten, der mit Grosz zusammen auf der Polizeischule war und mit dem sie ein amouröses Pantscherl hat(te), zog Falkes Unbill auf sich.
Nach mehreren missglückten Zugriffen und einem Schussattentat auf die Schwester des Gesuchten gerät letztlich sogar Falk in Verdacht, der Todesschütze gewesen zu sein, und beide werden vom Lüneburger Polizeichef höchstpersönlich in die Mangel genommen, wobei sie sich rasch in Widersprüche verwickeln.
Für all jene, die die Folge „“Alles, was sie sagen“ noch nicht gesehen haben und dies via TV-Thek tun wollen, sei hier nicht mehr verraten, außer: Das Ende kommt ebenso unerwartet wie spektakulär. Für „Tatort“-Freunde der alten Schule ein Hoffnungsschimmer am Horizont, dass auch andere neue Drehbücher wieder besser, realistischer und weniger politisch überkorrekt werden. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.