Romy 2018 - Der Österreichische Film und Fernsehpreis
Die Romy-Verleihung wurde wieder einmal zu einer politischen Bühne für die linke Künstlergemeinde. Meist glaubte man, bei einer politischen Veranstaltung zu sein und nicht bei einer Preisverleihung. Es wurde heuer besonders deftig, weil man sichtlich die Wahl noch nicht verdaut hat. Eigentlich traurig ...
Da muss sich viel Wut und Enttäuschung aufgestaut haben, die an diesem Abend in bitterböse Satire, Häme und billige Witze verpackt wurde. Menschen, denen man den Kampf mit der feinen Klinge zugetraut hätte, teilten plötzlich verbal wüste Säbelhiebe aus, die oft sogar dem grundsätzlich wohlwollenden Publikum sichtlich zu peinlich waren. Hier wurde eine Holzhammermethode zur Schau gestellt, die ihresgleichen sucht.
Man will die Grässlichkeiten gar nicht aufzählen. Mich erinnerte es an die rote Opposition, die überall hinhaut, wo Regierung drauf steht.
Spannend waren die Kameraschwenks ins Publikum: Wer klatschte wann, zu welchem Schmäh ... Kurierherausgeber Helmut Brandstätter wurde zum Beispiel dabei ertappt, wie er erst Beifall zollte, als er merkte, dass er im Bild war...
Es war beschämend für diese Künstlerschaft, die sich an dem Abend eine Blöße gab, die meilenweit weg von einer feinsinnigen Künstlerelite war. Aber es hatte auch etwas Gutes: Da alles so überzeichnet, so derb war, mutierten viele Reden praktisch zur Karikatur ihrer selbst. Da wurden plötzlich "Deixfiguren" sichtbar, die sich sonst hinter erhabenen Dichterworten und hoher Lyrik verbergen. Alles wurde an diesem Abend sichtbar – für alle Zuseher ...
Für viele Fans war diese Entlarvung wohl sehr desillusionierend und schmerzvoll. Aber es war halt das echte Leben und nicht die Leinwand.
Kathrin Zechner brachte es in ihrer Rede wohl eher ungewollt auf den traurigen Punkt: "Man geniert sich einfach für gar nix ..."