Beim Ansehen der ZIB wunderte man sich schon: kein Auftritt von Christian Kern, und auch kein sonstiger SPÖ-Beitrag. Ganz offensichtlich hatte diesmal nur die grüne Fraktion Dienst, die uns mit einem Beitrag über einen unbekannten Grün-Abgeordneten beglückte (aus dem EU-Parlament, dort haben die Grünen noch welche). Dieser versuchte uns in grüner Uralt-Manier halt wieder in Panik zu versetzen und zu warnen (kaum war die Sendung aus, hab ich freilich schon vergessen, vor was er uns diesmal gewarnt hat. War es das Waldsterben, das CO2, der Feinstaub, die Rechtsextremisten, die Heteronormativen, das Eisbärensterben, das Fleisch, das Versiegen des Erdöls?).
Dann sonderte auch der grüne Bundespräsident aus Peking ein Statement ab, das eigentlich extrem fragwürdig war, weil es unsere rechtsstaatliche Demokratie auf eine Ebene stellte mit der chinesischen Diktatur, und weil der Mann auch auf jede Erwähnung von chinesischen Menschenrechtsverletzungen, die vielleicht nicht so toll sind, verzichtete. Bei einem nichtlinken Politiker wäre eine solches Statement mit Garantie sofort kritisch hinterfragt worden. Aber doch nicht bei einem grünen.
Handwerklich hat sich - natürlich - auch die Grün-Abteilung als amateurhaft erwiesen. Beim Bericht über Brasilien Alt-Präsident und Neo-Häftling Lula etwa gab es eine skurrile Diskrepanz zwischen Insert und verlesenem Text. Einmal tritt Lula "die Haft nicht an", einmal "stellt er sich". Aber eh egal im ORF. Hauptsache, man verschweigt, welcher politischer Richtung der wegen Korruption Verurteilte zuzuzählen ist.
Spätestens bei den Seitenblicken wurde aber klar, dass die Sorge um die rote ORF-Hälfte überflüssig war. Denn dort wurden (zumindest zum dritten Mal binnen weniger Tage) die ORF-Seher mit einem langen Bericht über ein Konzert eines abgetakelten Sängers für die "Volkshilfe" beglückt. Die ganz, ganz zufällig eine SPÖ-Organisation ist. Wobei sogar die Slogans des letzten Wiener SPÖ-Wahlkampfs ungeniert transportiert worden ("Unterhaltung mit Haltung"). Wobei natürlich - ORF-natürlich halt - auch jedesmal der Präsident dieses Vereins auftrat, der ganz, ganz zufällig auch SPÖ-Abgeordneter ist. Und alle sonderten sie primitive Stimmungmache ganz auf SPÖ-Linie ab. Penetrant, auch wenn das Wort "SPÖ" nie erwähnt wurde. Es ist ja eine unpolitische Sendung ...