ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Unterberger (oe1 Do, 05.04.2018, 07:00)
Ö1 Morgenjournal

Der ORF beginnt den Tag so, wie er geendet hat: Als reine SPÖ-Belangsendung. Zum ÖVP-Wechsel in Kärnten wird (nur) der dortige SPÖ-Chef befragt. Zur Kopftuch-Ankündigung der Regierung wird (nur) eine Landesschulinspektorin des Wiener Stadtschulrates befragt, der die Genossin bei jeder Silbe anzumerken ist. 

Aber natürlich könnte man auch solche Gesprächspartner journalistisch befragen, und nicht nur speichelleckerisch nach dem Motto: Linke unter sich.

Statt dessen wird die Abgesandte der SPÖ geradezu zu Attacken auf die Regierung hingeleitet. Etwa durch Fragen wie: "Ist ein Verbot die richtige Antwort?" Oder: "Sind die Kinder nicht toleranter" (als die Regierung)? Und natürlich wird die Schulfrau nicht kritisch gefragt, als sie herumschwimmt und von "Gesprächen" mit den Eltern faselt, was denn dann kommen soll, wenn solche "Gespräche" nichts fruchten. Oder ob es nicht noch viel notwendiger wäre, auch für höhere Lebensalter ein Kopftuchverbot in Schulen zu verhängen.

Die gleiche Einseitigkeit findet beim Thema Kärnten statt. Da wird schon in der Sendungseinleitung mit vor Empörung zitternder Stimme gesagt, dass es einmalig sei, dass ein Politiker vor der Angelobung zurücktritt. Der dann lange zum ÖVP-Rücktritt zu Wort kommende SPÖ-Landeshauptmann wird hingegen nicht gefragt, ob es nicht mindestens ebenso einmalig sei, dass eine Partei eine Koalition platzen lässt, nur weil die andere Partei einen Landesrat (bzw. Minister) austauscht. Und dass sie das tut, ohne irgendeinen Grund nennen zu können, weshalb die Person des Neuen unakzeptabel wäre. Oder genauer: Dass man die Koalition platzen lässt, bevor auch nur festgestanden ist, wer überhaupt der Neue sein wird. Aber immerhin: Dass die Bedingungen der SPÖ an die Kärntner ÖVP nichts anderes als eine Aufkündigung der Koalition sind, hat sogar der fragende ORF-Journalist verstanden gehabt. Und damit gezeigt, dass er die ersten zehn Prozent von Journalismus gelernt hat.

Ob "Medienminister" Blümel, der keinen Handlungsbedarf zur Abschaffung der Gebühren für einen SPÖ-Sender sieht, wenigstens Radio hört, wenn ihm schon das Fernsehen egal ist?