Mit mehr als 24 Stunden Verspätung berichtet die ZIB nun doch über den Esoterik-Skandal einer "energetischen Säuberung" des AKH-Nord um 95.000 Steuereuros. Das ist zwar selbst für ORF-Unjournalisten ein bisschen spät, aber immerhin, es wird berichtet.
So könnte man das kommentieren - könnte man, wäre da nicht eine winzige Kleinigkeit: Der ORF berichtet erst, als das Rathaus und eine der dortigen Oberemanzen nach einem Schrecktag auf den Wahnsinn einer Unteremanze im Krankenanstaltenverbund reagiert haben (Hauptsache übrigens, wir haben überall stramme Quotenfrauen. Das ist nicht nur eine bösartige Randbemerkung, zeigen doch viele Studien, dass sich leider Frauen viel leichter als Männer esoterischen Holler einreden lassen; auch dieser Frage könnte übrigens ein wirklich journalistischer und mutiger Sender nachgehen).
Aber zurück zum ORF. Dort hält man wohl alles für in Ordnung: Man berichtet eben erst über ein Thema, wenn es die SPÖ freigegeben hat.
Apropos Solidatität mit der Sozialdemokratie: Ein langer ZIB-Beitrag samt Vor-Ort-Korrespondent widmet sich dem skandalbedingten Ministerpräsidentenwechsel in der Slowakei. In diesem Bericht erfährt man mancherlei, aber nicht das Wesentliche. Nämlich dass sowohl der neue wie der alte Ministerpräsident Sozialdemokraten sind. Man erfährt lediglich, dass der Skandal mit den Verbindungen "der Regierungspartei" mit der Mafia zu tun hat. Ob das eine Partei der Marsmännchen ist oder wie vortags behauptet eine "linkspopulistische" Partei, werden ORF-Kunden nie erfahren. Sie dürfen nur zahlen für einen angeblich öffentlich-rechtlichen Sender, der in Wahrheit vor allem in der Zentrale als strammer SPÖ-Parteisender agiert. Wo bis zum kleinsten Redakteur niemand auch nur versucht, das zu tarnen.
Alles andere als öffentlich-rechtlich verhält sich der ORF dann auch noch in den Sportnachrichten. Da hat am gleichen Abend der führende österreichische Fußballklub das wichtigste Spiel des Jahres. Doch der ORF erwähnt das mit keiner Silbe. Da ist ihm sogar Biathlon wichtiger.
Der Grund dieser verlogenen Berichterstattung ist natürlich klar: Das Spiel wird in einem Privatsender übertragen, also in einem jener Sender, mit dem der ORF angeblich so gut kooperieren will. Die man aber offensichtlich weiterhin als bitteren Feind bekämpft, an die man nicht noch mehr Zuseher verlieren will. Das ist freilich sowieso unvermeidlich, als der ORF auch an diesem Abend parallel zum Spiel zum 795. Mal den Jahrestag des Anschlusses begeht - fast hätte ich ob der Intensität des ständigen Rückblickens gesagt: feiert. Durch diese Intensität wird der Heldenplatz-Balkon endgültig zu einem mystischen Ort erhoben, zu einem solchen, wie es für die Christen die Grabeskirche in Jerusalem ist. Und dabei wird (natürlich) ein ehemaliger SPÖ-Chef zur Absonderung der richtigen ideologischen Einfärbung interviewt.
Angesichts dieser Programmierung wechseln wohl sowieso alle ins Privatfernsehen.