ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Niklas G. Salm (ORF2 So, 04.03.2018, 22:20)
IM ZENTRUM

Musste ORF-Oberguru Alexander Wrabetz am Donnerstag noch unter ganz offensichtlichen Höllenqualen ein "Auswärtsmatch" auf ServusTV beim Talk im Hangar 7 absolvieren, das ihm höchst unangenehm war, so hatte er diesmal bei "Im Zentrum" (Thema: Zukunft des ORF) ein klares Heimspiel. Bei ServusTV hatte er noch die Einladungspolitik kritisiert, im Rotfunk war er dafür happy, saß ihm doch mit dem Moderator vom Donnerstag, Michael Fleischhacker, nur ein einziger dezidierter Zwangsgebühren-Gegner gegenüber.

Auch sonst war alles darauf zugeschnitten, den ORF als überlebenswichtig für Österreich zu präsentieren. Allein im Vorspann wurde schon der Teufel an die Wand gemalt. In Polen und Ungarn, den Bösi-Ländern im Osten, würden die Posten im Staatsfunk nur mit regierungstreuen Journalisten besetzt. Um Allahs Willen, ein Wahnsinn. Nie wäre so etwas beim ORF passiert, wo nur rein zufällig ausschließlich rot-grünes Personal herumschwirrt und zwischen Redaktion und einer gewissen Partei namens SPÖ quasi Schwingtüren montiert sind. Wrabetz selbst war Chef der sozialistischen Studenten, Moderatoren wie Eugen Freund oder Josef Broukal wechselten vom ZIB-Studio direkt zur SPÖ. Kein Wunder, dass der ORF immer seine politische Unabhängigkeit betont und mit dem Finger auf Ungarn und Polen zeigt!

Als großer Liebhaber der Realität zeigte sich angesichts der heimeligen Rotfunk-Atmosphäre auch Wrabetz immer wieder. Etwa als er das sagte, was ohnehin alle in Österreich im Minutentakt denken: "Der ORF ist der Sender im Herzen der Österreicher." Endlich ist es raus! Auch der Autor dieser Zeilen muss verschämt bekennen, vor lauter Liebe zum Staatsfunk stets mit einem FS1-Testbild-Aufkleber auf der Stirn herumzulaufen. Ja, der Sender der Herzen - das ist es. Danke Herr Wrabetz! Dazu passte noch der hausgemachte ORF-"Faktenckeck", laut dem täglich 95 Prozent der Österreicher den ORF nützen. Die Welt ist schön!

Selbstverfreilich wertete Wrabetz als der oberste Bewahrer rot-weiß-roter Herzensangelegenheiten, der keine Auftritte bei "Liebesg'schicht'n und Heiratssachen" befürchten muss, da er ja ständig Liebesbriefe aus ganz Österreich zu bekommen scheint, die jüngste Zustimmung zu Zwangsgebühren in der Schweiz auch als großen Sieg für den ORF. Damit ist für ihn eine solche Frage in Österreich schon vom Tisch, bevor sie je gestellt wurde.

Dass die Schweizer Medienlandschaft inklusive Staatsfunk nicht ganz so weit links steht, wie in Österreich oder Deutschland, und die Schweizer deshalb vielleicht auch leichter damit leben können, ja das hat Herr Wrabetz eventuell nicht bedacht. Vermutlich sorgt die innige Liebe aller Österreicher dafür, dass ihm immer wieder ganz warm ums Hirn wird und das Denkvermögen dadurch phasenweise zumindest erschwert wird.

Was tat sich abseits von Herrn Wrabetz und seinen Liebschaften mit den Millionen von ORF-Groupies im Land? Nun, da gab es mit Herrn Schawinski noch einen Schweizer Ex-Privat-TV-Mann, der aber wieder in den warmen Schoß des Staatsfunks zurückgekehrt ist - so argumentierte er auch über weite Strecken. Weiters war da mit Corinna Drumm eine Lady vom heimischen Privat-TV, die aber voll für Zwangsgebühren ist. Das sagt bereits alles. In der Diskussion eher eine Randnotiz. Und Medienminister Blümel zeigte wieder einmal so viel Profil, wie ein nasses Handtuch. Der Mann ist eine herbe Enttäuschung, wann immer er den Mund aufmacht. Und er wirkt, als würde er tief im Herzen heimliche Sympathien für die SPÖ mit sich herumtragen.

Einziger echter ORF-Kritiker war Michael Fleischhacker, der sich aber, einmal von den Fesseln des Moderators befreit, ziemlich angriffslustig zeigte. Und vor allem Wrabetz immer wieder aufklatschte. Da musste natürlich Tarek Leitner einschreiten, seinen Chef schützen, Fleischhacker das Wort verbieten und dazu keifen: "Sie haben ja eine eigene Sendung, da können Sie dann moderieren. Hier nicht." Der letzte Lacher gehörte trotzdem wieder Fleischhacker, als er am Ende sagte: "Praktisch ist, wenn es gar keine Einflussnahme auf die Redaktion geben muss, weil die ohnehin automatisch die richtige Meinung hat. Schauen Sie, ich habe mir extra grüne Socken angezogen..."

Er muss wohl einer von den nur noch 5 Prozent im Lande sein, die sich noch nicht jeden Tag aufs Neue heiß und innig in den Sender der Herzen verlieben?!