ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Georg Frundsberg (ORF2 Sa, 10.02.2018, 13:00)
ZIB

Der umstrittene ORF inszeniert durch geschickte Bildschnitte und ohne zu lügen einen Nazi Skandal. Unangenehmerweise flog die Inszenierung auf, weil sie dann letztendlich doch etwas zu plump war. Aber anstatt reinen Tisch zu machen, wird nochmal nachgelegt..

Marie-Claire Zimmermann: „In einer Reportage über den Tiroler FPÖ Spitzenkandidaten in Tirol Heute konnte der Eindruck entstehen, dieser akzeptiere die Äußerungen eines Passanten unwidersprochen.“

Tja, aber warum wohl konnte dieser Eindruck entstehen?? Eventuell deswegen weil der ORF einen Beitrag in Leni-Riefenstahl-Manier abgeliefert hat? Der gesamte Beitrag von der „blauen Werbetour“ in Innsbruck sollte das Bild zeichnen, das der ORF vom typischen FPÖ-Wähler hat. Gezeigt werden offensichtlich beschäftigungslose Jugendliche in Jogginghose, zerrissenen Jeans und Kapuzenpullover, rauchende alte Frauen, ein Mann, der sich verwundert zeigt, dass er mit dem Spitzenkandidaten Markus Abwerzger redet („Ah, bischt du Erschter?“), zwei ältere Frauen die noch nicht so überzeugt sind und als Höhepunkt der ehemalige HJler mit der bekannten Aussage, die nach ORF-Erzählung von Abwerzger unwidersprochen abgenickt wird. Süffisante Abschlussworte der ORF-Redakteurin nach der medialen Hinrichtung: „Ein blauer Landtagswahlkampf auf Hochtouren“.

Der ORF hat also mit geschickter Bilderauswahl und listigem Schnitt wieder einmal die Nazi-Keule ausgepackt und der FPÖ kurz vor einer Wahl rüber gezogen. Die linke Jagdgesell.. äh, die linken Journalisten haben auf so einen Leckerbissen (FPÖ, HJ, Juden und Nazi in einem Beitrag!) natürlich sehnsüchtig gewartet und den geworfenen Stock mit Schaum vor dem Mund brav adoptiert.

Anstatt den Fehler einzugestehen, die Fakten auf den Tisch zu legen und sich zu entschuldigen, legt der ORF aber nach dem selbst inszenierten Skandal in der 13Uhr-ZiB am nächsten Tag noch nach:

Sybille Brunner: „..und diese Begegnung mit einem FPÖ-Fan ist es, die heute für teils heftige Kritik auch in den sozialen Medien sorgt.“

Danach kommt die wieder die bekannte Aussage des ehemaligen HJ‘ler. Diesmal aber mit der im ursprünglichen Beitrag weggeschnittenen unmittelbaren Entgegnung von Abwerzger, dass man sowas nicht sagen soll und dem Einwurf des FPÖ-Bürgermeisterkandidaten Rudi Federspiel: „Ein jeder Mensch hat seine Würde und ein jeder Mensch hat seine Rechte.“  Sybille Brunner: „Abwerzger weist Kritik heute scharf zurück.“

Der Beitrag ist mindestens genauso manipulativ wie der ursprüngliche. Denn es wird versucht, den Eindruck zu erwecken, die Hauptkritik hätte dem FPÖ-Kandidaten Markus Abwerzger gegolten und dieser hätte sich erst heute klar davon abgegrenzt. Dabei stehtder ORF selbst und seine schwer manipulative Berichterstattung im breiten Kreuzfeuer der Kritik. Sogar linke Medien und Journalisten teilen diesmal diese Kritik.

In der ORF-TVthek steht in der Beschreibung zum Beitrag: „Die Begegnung zwischen dem FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger und einem Passanten sorgte für heftige Kritik. Nun distanziert sich Abwerzger klar von den antisemitischen Aussagen seines Gesprächspartners.“

"Nun"!

Das ist wieder ein klares Foul. Es wird wiederum versucht, den Eindruck zu erwecken, dass die Begegnung zwischen Abwerzger und dem HJ’ler die Ursache für die heftige Kritik gewesen wäre und nicht die manipulative ORF-Berichterstattung. Und weil der Eindruck erweckt wird, dass sich Abwerzger erst jetzt, also erst nachdem Kritik an den Aussagen laut wurde, klar distanziert hätte.

Diese zweimalige manipulative Vorgehensweise wiederspricht jeder journalistischen Sorgfaltspflicht und wiederspricht auch klar dem ORF-Gesetz.

Wie soll man einem solchen Sender noch Vertrauen entgegenbringen?

Und mit welchem Recht werden wir gezwungen für eine derartige, manipulative Berichterstattung Zwangsgebühren zu zahlen?

Der ZiB 1300 Beitrag vom 10.02.2018:
http://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1300/71280/ZIB-1300/13964759/Tirol-FPOe-Kandidat-distanziert-sich/14238165
Der Tirol Heute Beitrag vom 09.02.2018:

http://tvthek.orf.at/profile/Tirol-heute/70023/Tirol-heute/13964745/Wahlkampf-Reportage-zur-FPOe/14237590