ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Werner Reichel (ORF2 Fr, 09.02.2018, 19:00)
Bundesland heute

Unfassbar. Das ist die nächste Eskalationsstufe. Linkslastige, einseitige, verzerrte Meldungen, Umdeutungen, Auslassungen und eine seltsame Gewichtung bei der Nachrichtenauswahl bis hin zur Unterschlagung unliebsamer Ereignisse ist man vom ORF gewohnt. Das ist das ORF-Standardrepertoire. Man reizt die Grenzen des journalistisch gerade noch Möglichen aus. All das lässt sich mit viel Kreativität noch irgendwie argumentieren. Nach den dramatischen Ereignissen in der Silvesternacht in Köln wollte man eben besonders gründlich und mehrere Tage lang recherchieren, bevor man etwas über die sexuelle Massenbelästigung berichtet. Dass das Schwachsinn ist, wussten zwar alle, aber dass es sich dabei um eine dreiste Notlüge eines auf frischer Tat Ertappten handelte, lässt sich eben schwer nachweisen. Und im Zweifel stets für den Angeklagten.

Das hat zwar nichts mit seriösem Journalismus zu tun, auf Manipulationen und Fake News hat man bisher aber weitgehend verzichtet. Was sich ORF in Tirol jetzt geleistet hat, ist eine eindeutige Grenzüberschreitung. Die gebührenfinanzierte Anstalt zeigt einen Zusammenschnitt eines Wahlkampfgesprächs zwischen FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger und einem 86-jährigen Passanten. Dieser sagte: "Hat es früher allweil geheißen: die stinkenden Juden. Heute darfst du das nicht sagen, da bist sofort Nazi." Daneben steht Abwerzger und sagt nichts. Die Kamera zeigt ein angedeutetes Nicken des FPÖ-Mannes. Aus. Eine Off-Stimme: "Ein blauer Landtagswahlkampf auf Hochtouren".

Nach diesem Beitrag bricht in den Sozialen Medien ein Shitstorm über den wahlkämpfenden FPÖ-Mann herein. Zu Recht. Nein, zu Unrecht, denn die Sache hat einen Haken.

Der ORF hat Abwerzgers Distanzierung einfach weggeschnitten, ebenso jene von Klubobmann Rudi Federspiel. Indem man diese Distanzierung nicht zeigte, wollte man dem FPÖ-Spitzenkandidaten offenbar eine rechtsextreme Gesinnung und Antisemitismus unterstellen.

Selbst ORF-Freund und Falter-Journalist Florian Klenk meinte nach diesem Skandal: „Der ORF hat den Tiroler FPÖ Obmann @abwerzger in eine sehr dumme Situation gebracht indem sein Widerspruch einfach weggeschnitten wurde. Mit diesem Beitrag ist die Sache für ihn geklärt. Der ORF sollte den Fehler eingestehen.“

So einfach kann man den ORF und die verantwortlichen Redakteure mit diesem „Fehler“ nicht davonkommen lassen. Der ORF wollte offenbar die Tiroler Wahlen in seinem Sinne beeinflussen. Der FPÖ sollte durch diese Weglassung ein weiterer „Nazi“-Skandal umgehängt werden. Man kann zudem davon ausgehen, dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelt. Eine Anstalt, die solche Beiträge produziert, hat ihre Glaubwürdigkeit und jedes Anrecht auf Gebühren verspielt.

Wenn die Regierung selbst nach so einem Skandal keine Konsequenzen zieht, und den ORF nicht endlich einer Totalreform unterzieht, dann ist ihr nicht mehr zu helfen. Als kurzfristige Maßnahme empfiehlt sich für alle nichtlinken Politiker, die vom ORF interviewt werden, zur eigenen Absicherung das Interview ebenfalls mitzufilmen, um allfällige Manipulation dokumentieren und beweisen zu können.