Donnerstag 19.00 Uhr. Was hat sich heute in Österreich getan? Ein Blick auf orf.at: Folgende sechs Headlines sind unter der Rubrik „Inland“ zu finden:
Kurz löst den Bundespressedienst auf
Rechtsextreme Gruppierung im Visier der Justiz
Poroschenko bei Kurz: Mögliche UNO-Mission in der Ukraine
Wirbel um „Untermensch“-Posting von FPÖ-Funktionärin
FPÖ-Historikerkommission für Tschürtz „richtiger Schritt“
Grazer FPÖ-Gemeinderat unter Protest angelobt
In vier der sechs Innenpolitikmeldungen geht es um Nazi-Vorwürfe und um echte oder vermeintliche Rechtsextreme. Wobei man Meldungen über rote Kellernazis oder SPÖ-Liederbuchillustratoren vermisst. Wer diese Schlagzeilen liest, bekommt den Eindruck, die Machtergreifung der Nationalsozialsten steht unmittelbar bevor. Nur die letzten mutigen Widerstandskämpfer am Küniglberg halten dagegen. Ganz Österreich beschäftigt sich dank der einseitigen Berichterstattung mit Burschenschaften, Liederbüchern und Facebookpostings.
All die Probleme und Altlasten, die die abgewählte rotschwarze Regierung den Österreichern hinterlassen hat, sind hingegen aus dem ORF mehr oder weniger verschwunden. Noch etwas zuwarten, dann kann man sie der neuen türkisblauen Regierung umhängen. Armin Wolf hat heute in der Debatte um die ORF-Zwangsgebühren gezwitschert, „dass sich ALLE Parteien regelmäßig beschweren, ist ein Beleg für die Unabhängigkeit des ORF.“
Worüber beschwert sich die SPÖ eigentlich so? Dass Tal Silberstein überhaupt erwähnt worden ist? Dass man Christian Kern die Interviewfragen nicht vorab mailt? Dass man die rotgrüne Wiener Stadtregierung nicht für ihre Sparsamkeit lobt? Dass man das FPÖ-Bashing nicht noch intensiver betreibt? Irgendein Grund zum Beschweren findet sich immer.