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Kurt Ceipek (oe1 Sa, 03.02.2018, 12:00)
Ö1 Mittagsjournal

Ö1-Interviewer Peter Daser hatte sich auf das Interview mit dem bekannten Wiener Soziologen Universitätsprofessor Roland Girtler offensichtlich sehr gut vorbereitet. Ziel des Interviews der Reihe „Im Journal zu Gast“ war es offensichtlich, die österreichischen Burschenschaften noch weiter ins rechte und antisemitische Eck zu rücken und die Burschenschafter als österreichfeindliche Dodln zu demaskieren.

Das misslang gründlich.

So fragte der Interviewer den authentisch und ehrlich wirkenden Wissenschafter, der auch schon das Buch „Farbenstudenten – zwischen Weltbürgertum und Antisemitismus“ zum Thema verfasst hat, welche Rolle denn der Antisemitismus heute in den Burschenschaften spiele. Girtler antwortete trocken. „In den Burschenschaften ist man von Antisemitismus abgegangen“ und fügte hinzu, Antisemitismus widerspreche seit der Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts den grundsätzlichen Ideen der Burschenschaften.

Dann packte Peter Daser aus, was er sich zum Thema angelesen hatte. „1883 ist Theodor Herzl aus einer Burschenschaft ausgetreten, weil dort der Antisemitismus so grassiert hat.“ Das war Girtler zu ungenau und oberflächlich, weshalb er präzisierte: „Herzl ist ausgetreten, weil der Schriftsteller Hermann Bahr bei einem Richard-Wagner-Kommers eine antisemitische Rede gehalten hat. Darüber hat er sich berechtigterweise aufgeregt und ist ausgetreten, aber seiner Burschenschaft weiter sehr nahe gestanden.“

Auch Heinrich Heine sei von seiner Burschenschaft ausgeschlossen worden, zeigte sich der Interviewer gut informiert und hartnäckig. Girtler wusste es noch besser. Der deutsche Dichter sei ausgeschlossen worden, weil er strenge Regeln seiner Burschenschaft verletzt habe, und nicht wegen Antisemitismus.

Daser ließ nicht locker. Nach der Machtübernahme durch die Nazis in Österreich seien die Burschenschaften mit fliegenden Fahnen zu den Nazis übergelaufen. Girtler relativierte: Das habe bei weitem nicht für alle Burschenschaften gegolten und ähnliches habe es auch in vielen anderen Organisationen gegeben. Und er stellte klar: Antisemitismus ist unentschuldbar und widerspricht der Grundideen der Burschenschaften von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Es habe in Burschenschaften auch schwarze Schafe gegeben, aber man dürfe nicht alles in einen Topf werfen.

Auch während der Nazi-Herrschaft habe es viele Burschenschaften gegeben, die gegen Antisemitismus aufgetreten seien, erläuterte Girtler weiter. Deshalb seien auch etliche österreichische Burschenschafter von den Nazis hingerichtet worden. Dass Antisemitismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Burschenschaften verbreitet gewesen sei, glaube er nicht, unterstrich Girtler. Einzelfälle gebe es, aber die seien streng zu verurteilen.

„Warum“, so wollte der Interviewer zuletzt wissen, „sind bei den Freiheitlichen so viele Burschenschafter in Führungspositionen gekommen?“ Auch hier war Girtler nicht um eine nachvollziehbare Antwort verlegen: „Weil die sich gut kennen und schätzen gelernt haben. Das ist nicht anders als bei CV-Mitgliedern in der ÖVP oder Angehörigen des Bundes sozialistischer Akademiker in der SPÖ.“

Interessant war in diesem Mittagsjournal, dass sich auch der Beitrag davor mit dem Thema Antisemitismus befasste. Unzählige Gewaltakte von Muslimen gegen französische Juden in Vororten von Paris hätten schon zur Abwanderung von sehr vielen Juden geführt. Mittlerweile spreche man in Frankreich schon offen vom grassierenden und gewalttätigen islamischen Antisemitismus.

In Österreich wird dieses Thema von Mainstream-Medien wie dem ORF vorerst noch verniedlicht oder ganz verschwiegen.

Der Link zum Mittagsjournal:

<http://oe1.orf.at/player/20180203/503493>