Als ORF-Konsument ist man ja einiges gewohnt, aber was der Rotfunk in dieser ZiB abgeliefert hat, ist fast schon als pervers zu bezeichnen. Begonnen hat die ZiB NICHT mit einer Analyse der Landtagswahl in NÖ, es war nur eine Analyse über die FPÖ und dem genüsslichen, weiteren Ausweiden der Liederbuchaffäre und der Tatsache, dass Mikl-Leitner nicht mit Landbauer zusammenarbeiten wolle. Die anderen Parteien wurden nur am Rande erwähnt. Der ORF findet bei „Sünden“ der Guten immer eine Ausrede oder eine Entschuldigung, aber bei der FPÖ ist alles Nazi. Mein Vater, ehemaliger Germanist und Lehrer, hätte dazu gesagt: „Themenverfehlung, nicht genügend, setzen!“
Das nächste Thema sind die GroKo-Sondierungsgespräche in Deutschland und dass man beim Thema Migration uneinig wäre. Da wurden einige B-Politdarsteller aufgeboten, die das üblich Unnötige absonderten, ohne Aussagekraft. Vom ORF hätte ich erwartet, dass hinterfragt wird, warum jetzt von Migranten gesprochen wird und nicht wie früher von Flüchtlingen. Man hätte nämlich erwähnen müssen, dass es sich schon lange nicht mehr um Flüchtlinge handelt. Die Überschrift der Pressemitteilung der EU-Kommission: „Verbesserung der legalen Migrationskanäle: Kommission schlägt EU-Neuansiedlungsrahmen vor“. Und hier der gesamte Text: http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-2434_de.htm
Das nächste Thema ist die Antisemitismuskonferenz der OECD in Rom, deren Vertreter vom Papst empfangen wurden. Begonnen wurde der Beitrag mit den Worten, dass Antisemitismus, wie er in Landbauers Burschenschaft zu finden sei ... Klar, Landbauer musste unbedingt noch einmal erwähnt werden, denn die zehn Erwähnungen im ersten Beitrag waren zu wenig. Ein Redner erklärt, dass Wegschauen den Tätern helfe.
Das stimmt, denn in Wien hat auch jeder weggeschaut, als bei einer Demonstration vor der US-Botschaft in der Boltzmanngasse Israelflaggen mit dem Davidstern verbrannt wurden und schwer antisemitische Parolen gegrölt wurden. Da kann man doch wegschauen, handelt es sich dabei um die erst kurz hier Lebenden, und die sind sakrosankt und stehen unter einer Art Artenschutz, speziell beim ORF. Natürlich durfte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses zu Wort kommen, denn dieser hat Sorge, dass Landbauer ..., sorry, aber der Name verfolgt mich ORF-mäßig schon zu oft, dass die FPÖ in Österreich Regierungspartner sei, und dass die FPÖ von einem SS-Offizier gegründet wurde, und diese Tatsache den Weltkongress beunruhige.
Eine neutrale, gute und objektive Rundfunkanstalt hätte spätestens hier einwenden müssen, dass Friedrich Peter ein treuer Verbündeter des Sonnenkanzlers Bruno Kreisky war und beide die kleine Koalition Sinowartz-Steger aushandelten. Aber bevor eine Ikone angepatzt wird, macht man den ORF: man schweigt. Außerdem hätte man eine Statistik bzgl. Antisemitismus und deren Verursacher aus Schweden bringen können, die ich dem ORF zugesandt habe, und die ist aus dem Jahr 2013, zwei Jahre vor Beginn der großen Völkerwanderung.