Es scheint, der ORF fürchtet eine baldige schwarz/türkis-blaue Regierung, denn seine Rundumschläge werden immer obstruser, um in der heutigen ZiB einen traurigen Höhepunkt zu finden.
„Die Verhandlungsparteien scheinen ein Bild der Harmonie abgeben zu wollen“, kommentiert Tarek Leitner die Verhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ. Ist es für den treuen Genossen so unvorstellbar, dass sich die beiden Parteien gut und harmonisch verstehen, so wie er sich harmonisch versteht mit Christian Kern? Will er unterstellen, dass das alles gespielt ist und nicht der Realität entspricht? Sein „..es scheint“ lässt diesen Rückschluss zu.
Anschließend darf eine junge Journalistin namens Simone Stribl ihren Kommentar zu den Koalitionsverhandlungen abgeben, die aussagt, dass 2013 die Koalitionsverhandlungen anders verliefen – damals war sie ganze 23 Jahre alt. Und bei allem Respekt vor ihrer möglichen Qualifikation, die sie sich an einer FH erwarb, aber um politische Analysen zu erstellen, bedarf es Erfahrung, und die kann man in Jahren messen. Natürlich muss sie, die bei den Verhandlungen nicht anwesend war und nur das weiß, was jedem bei den Veröffentlichungen der Ergebnisse bekannt ist, erwähnen, dass das Thema „Digitalisierung“ auch die alte Regierung vollenden wollte (und durch die Neuwahl, die die so böse ÖVP initiierte, gehindert wurde). Brav gemacht, Frau Stribl, Sie gehören ab jetzt zum ORF, die ersten Lorbeeren haben Sie sich verdient.
Danach wieder Tarek Leitner, der laut ORF-Doktrin erwähnen muss, dass die Jobförderprogramme, die schwarz-blau derzeit diskutieren, natürlich von der alten Regierung beschlossen worden sind. Wunderte mich, dass er nicht Christian Kern als Initiator dieses Programms persönlich erwähnte.
Danach ging es zur Häupl-Nachfolge in Wien, der letzten roten Hochburg in Österreich. Laut Interview mit Andreas Schieder will dieser seine Partei so aufzustellen, um die anstehenden Herausforderungen, nämlich, und jetzt wörtlich „ was schwarz-blau vorhat mit dem Land“, zu verhindern. Wusste bisher nicht, dass Schieder Mitglied der Koalitionsverhandlungen ist, um zu wissen, was Kurz und Strache diskutieren. Wahrscheinlich ist er aber ein Bruder von Gerda Rogers und kann aus der roten Kristallkugel lesen.
PS: Habe vor Jahren im Chatroom der „Presse“ einen wunderbaren Spruch eines Posters gelesen: „Mich interessieren keine Tatsachen, ich habe eine alle erklärende linke Ideologie“.
