Man kann sogar einen vergleichsweise harmlosen Beitrag über die österreichische Goldreserve für schmutzige Kampagnen nach Art des ORF missbrauchen. Das stellte Patricia Pawlickis Sendung „Hohes Haus“ nachdrücklich unter Beweis.
Ende der 1980er Jahre betrugen die österreichischen Goldreserven noch 658 Tonnen. Bis 2007 schrumpfte der Bestand auf 280 Tonnen. Seit 1988 hätten sich alle österreichischen Bundesregierungen an den Goldreserven bedient, erläuterte die Kommentatorin Dagmar Wohlfahrt.
Und es wäre nicht der ORF gewesen, hätte nicht ein Seitenhieb auf die schwarz-blaue Regierung ab dem Jahr 2000 gefehlt. Die wahren Gold-Verschleuderer seien Kanzler Wolfgang Schüssel und Finanzminister Karlheinz Grasser gewesen. Letzterer – seit vielen Jahren ein heftig gejagter Lieblingsfeind der ORF-Redakteure – habe versucht, ein Null-Defizit auch unter Zuhilfenahme eines Teils der Goldreserven zu erreichen. Was ihm bekanntlich kurzfristig auch gelungen ist.
Typisch ORF war dabei, dass man die Archiv-Bilder Grassers mit der Filmmusik zum James-Bond-Bösewicht „Goldfinger“ untermalte.
Das hätte man noch als originell und witzig hinnehmen können. Übelstes Dirty Campaigning war aber der dann folgende Satz der Kommentatorin Dagmar Wohlfahrt: „Allein 130 Tonnen Gold wurden unter der schwarz-blauen Regierung verkauft.“ Und nach einer bedeutungsschwangeren Pause fügte sie die Frage an: „Wird auch die nächste (möglicherweise wieder schwarz-blaue, Anm.) Regierung der Verlockung mit den Goldreserven erliegen?“
Wäre es kein gezielt bösartiger ORF-Beitrag gewesen, hätte man natürlich an dieser Stelle erwähnen müssen, dass die Regierung Schüssel von 2000 bis 2006 zwar tatsächlich rund 130 Tonnen Gold verkauft hat. Allerdings haben die SPÖ-geführten Regierungen in den Jahren davor und danach 248 Tonnen Gold verscherbelt, also fast doppelt so viel.
Die Botschaft „Schwarz-Blau wird unser Gold verjubeln“ war schon plangemäß beim Zuseher gelandet und es wird nicht viele geben, die sich der Mühe unterziehen, die Zahlen nachzurechnen. Das weiß man in den nach wie vor linken Redaktionen des ORF. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, ehe der ORF in seiner politisch einseitig gefärbten Berichterstattung auf den Pfad der Objektivität und Fairness zurückfindet.