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Kurt Ceipek (ORF2 Mo, 09.10.2017, 22:30)
kulturMontag

„Wir haben die aussichtsreichsten Spitzenkandidaten (für die Nationalratswahl, Anm.) zum Interview gebeten: Wie sehen sie die Kulturnation Österreich?“, erläuterte Moderator Martin Traxl, als er den Beitrag ankündigte, in dem sich (in genau dieser eigenwilligen Reihenfolge) Kanzler Christian Kern, Peter Pilz, Matthias Strolz, Ulrike Lunacek und H. C. Strache stolz als edle Kulturmenschen präsentieren durften.

Wer gerade beim faden Beginn der Sendung einen Augenblick den Platz vor dem TV-Gerät verlassen hatte um zum Kühlschrank oder sonst wohin zu gehen, oder wer einen Augenblick unaufmerksam war, überhörte den Nebensatz Traxls, dass Sebastian Kurz für das TV-Interview nicht zur Verfügung gestanden sei. Wer das überhört hatte wartete vergeblich, denn weder wurde diese nicht ganz unwesentliche Information am Ende des Beitrages wiederholt, noch wurde ein Hinweis darauf eingeblendet.

Schön für Kanzler Kern, dass er sich im ehrwürdigen Ambiente des Bundeskanzleramtes präsentieren durfte, schön für parlamentsparteilosen Pilz dass ihm anscheinend auch die Redezeit für den verhinderten Sebastian Kurz eingeräumt wurde. Auf Bonmots von Sebastian Kurz warteten die vier Prozent der vor dem Fernseher ausharrenden Österreicher vergeblich.

Dem ORF wäre wohl auch kein Zacken aus der Krone gebrochen, wenn man sich bei den Zusehern dafür entschuldigt hätte, es nicht geschafft zu haben, auch den Kanzlerkandidaten Nummer eins vor die Kameras zu bringen. Es wurde nicht mehr erwähnt.

Auch im restlichen KulturMontag schimmerte der verdeckte Wahlkampf für Rot-Grün deutlich durch. In den folgenden Beiträgen ging es vor allem um das Thema Migration und Integration. Einige mustergültige Ankömmlinge wurden im schönen Ambiente des Schönbrunner Schlossparks drapiert, alle waren überdurchschnittlich intelligent und sichtlich integrationswillig. Und alle sprachen ziemlich gut deutsch. Hätten Österreich, Deutschland und Schweden vor allem Migranten von dieser Sorte, wäre Integration vermutlich kein so großes Problem. Die Auswahl der Interviewpartner erinnerte aber eher an unrealistische Schönfärberei als an die Wirklichkeit.

Was in den weiteren Beiträgen folgte war ein permanentes Plädoyer für weltweit offene Grenzen und immer schwang unausgesprochen ein wenig mit, dass Sebastian Kurz das wesentliche Hindernis für ein glückliches Multi-Kulti-Europa mit offenen Grenzen ist. Nur Migranten sorgten für kulturelle Höhenflüge und wirtschaftlichen Aufschwung.

„Zwei Stunden Anti-Kurz-Propaganda“, urteilte ein empörter ORF-Watch-Leser in einem Schreiben an die Redaktion. Dieses „Kultur“-Programm des öffentlich-rechtlichen staatlichen Rundfunks nannte er entrüstet „haarsträubend, unverfroren und hemmungslos“. Er hatte leider nicht unrecht.

Der Link zur Sendung:

http://tvthek.orf.at/profile/kulturMontag/1303/kulturMontag/13948731