In der ZIB2 passierte Ungeheuerliches! Und das unter der Oberaufsicht des Moralgottes Armin Wolf. Es gab einen Beitrag über die armen, armen Syrien-Flüchtlinge zu sehen, die jetzt aufgrund der bösen, bösen Fast-Schließung der Balkan-Route in der Türkei festsitzen. Das alleine wäre natürlich weder neu noch außergewöhnlich. Kritik am kaltherzigen Europa, das seine moralischen Verpflichtungen gegenüber hochqualifizierten Integrationswütigen über Bord geworfen habe ist schließlich Standardprogramm im Staatsfunk.
Schockierend daran ist nur, was der Vor-Ort-Beitrag aus dem türkischen Antakya an der syrischen Grenze so alles an Details zutage fördert. Weil böse Menschen aus Europa einfach aus Jux und Tollerei die Grenzen geschlossen, pardon, den bunten Austausch beendet haben, sitzen jetzt nämlich ganz viele Syrer in Antakya fest. Und die Einheimischen dürfen dazu ihre Meinung kundtun. Da beklagt dann eine Frau, dass das bedrohlich sei, wenn die ganzen Syrer "überall herumlungern" würden. Sie fühle sich nicht mehr sicher.
Ein anderer schimpft, dass die Syrer ihre Kinder jetzt in türkische Schulen schicken und der Unterricht darunter leiden würde. Das sei ganz schlecht für die eigenen Kinder. Auch die strenge Auslegung des Islam durch die Gäste aus Syrien wird beklagt. Wobei die Türkei – das sei nur am Rande bemerkt – selbst ein zu 99 Prozent muslimisches Land ist. Nebenbei wird auch noch erwähnt, dass Herr Erdogan eine Riesenmauer an der Grenze zu Syrien errichtet habe und jetzt noch mehr Flüchtlinge auf der syrischen Seite festsitzen.
Erstaunlicherweise kommt am Ende des Beitrags kein Rassismus-Vorwurf des erhabenen Herrn Wolf gegen die Türkei und keine Spitzen gegen den Mauerbau. Sehr verwunderlich, wenn man das Gezeter über Orban in Erinnerung ruft. Auch kein Wort der Kritik an den engstirnigen Einwohnern von Antakya ist zu vernehmen, dabei scheint es sich durch die Bank um hoffnungslose Modernisierungsverlierer, Stammtischrabauken und Neonazi-Sympathisanten zu handeln. Um Bewirtschafter der Angst a la FPÖ. Ungeheuerlich!
Man stelle sich vor, der Bericht wäre aus Graz, Salzburg oder Klagenfurt gekommen. Österreicher hätten sich über den strengen Islam der Gäste beklagt, über den Verlust des Sicherheitsgefühls, über das öffentliche Herumlungern. Oder gar darüber, dass die Kinder der Hochqualifizierten das Niveau der Schulausbildung drücken würden. Die Empörung des Herrn Wolf, des ORF, der GrünInnen und auch im Pizza-Hauptquartier der Kanzler-Prinzessin wäre zu einem Orkan angeschwollen. Inklusive rundem Tisch, wahllos dahingekreischten Nazi-Vorwürfen und einem Einschreiten der Antifa.
In Antakya ist das aber ok, dann an den Missständen dort sind ja wir schuld – wegen der Grenzschließungen ...