ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Kurt Ceipek (oe1 Mo, 11.09.2017, 12:00)
Mittagsjournal

„Wie schmutzig ist der Wahlkampf“ lautete der Titel des ersten Beitrags im Mittagsjournal und der ORF zeigte vor, wie man schmutzigen Wahlkampf besonders hinterhältig betreiben kann. Man packt das Thema „dirty campaigning“ in einen scheinbar neutralen Bericht, befragt einen Experten und macht auf subtilste Weise das Opfer zum Mit-Täter.

Schon die Einleitung von Moderator Christian Williwald wies deutlich darauf hin, wohin man die Hörerschaft manipulieren will: „Was man bei uns schmutzigen Wahlkampf nennt, würde etwa in den USA als vornehm zurückhaltend bis todlangweilig gelten.“

Die darin versteckte Botschaft: Das von der SPÖ angeblich nicht in Auftrag gegebene Hass-Video über Sebastian Kurz ist eh ganz harmlos. Das untermauert für den ORF wunschgemäß auch der Politiker-Berater Thomas Hofer, der meinte, der Präsidentschaftswahlkampf im Vorjahr, als die Vermutung kolportiert wurde, Alexander Van der Bellen sei an Krebs erkrankt, sei schmutziger gewesen.

Unausgesprochen schwingt da mit: So ein kleines Video über Sebastian Kurz ist doch ohnehin nicht der Rede wert.

Dann wird nicht etwa Christian Kern oder sein Adjudant Georg Niedermühlbichler zum skandalösen von Tal Silberstein in Auftrag gegebenen Hass-Video interviewt, sondern VP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger, die milde meint, solche Videos produzieren zu lassen sei „schlechter, alter Stil“. Und sie fügt zurückhaltend hinzu, man müsse sich schon fragen, ob ein Bundeskanzler, der die eigene Partei nicht im Griff hat, das Land im Griff haben kann. Köstinger: „Jeder Chef ist für sein Team verantwortlich. Das gilt auch für den Bundeskanzler.“

Was dann im Mittagsjournal-Beitrag folgt ist Skandal-Wahlkampf pur, made by ORF. Christian Williwald: „Sie beschwert sich und verteilt auch gleich ein paar Spitzen.“ Und Thomas Hofer meint zu der wirklich dezenten Äußerung von Köstinger und deren Aussage, wer sein Team nicht im Griff habe, habe auch das Land nicht im Griff. „Das ist Negative Campaigning. Das ist der Versuch, Christian Kern in ein gewisses Eck zu rücken.“

Plumper als die Pleiten-Pech-und-Pannen-SPÖ, assistiert von einem willfährigen ORF, kann man das Thema gar nicht anpacken. Der Versuch, Kanzler Kern auf diese Weise aus der Schusslinie zu nehmen und der ÖVP den Schwarzen Peter zuzuschieben, muss zwangsläufig zum Bumerang werden.

Der Link zum Mittagsjournal. Es lohnt sich wirklich, die ersten Minuten anzuhören.

http://oe1.orf.at/player/20170911/485835