Zugegeben: Der ORF heult da nur mit im Chor vieler Medien. Zugegeben: Auch mir ist Donald Trump aus vielen Gründen nicht sympathisch. Zugegeben: Im Political-Correctness-sensiblen Amerika steht jede Nuance einer Äußerung zu heiklen Themen unter strenger Beobachtung.
Aber dennoch kann das alles für einen gesetzlich zur Objektivität verpflichteten Sender keine Rechtfertigung zu so plumen Fake-News-Lügen sein. Die ZiB behauptet nämlich wörtlich: "Trump verteidigt erneut Rechtsextreme". Ein paar Sekunden später kann man jedoch Trump selbst hören, der im englischen O-Ton sagt: "Blame on both sides".
So schlecht können die im ORF doch nicht die englische Sprache beherrschen, dass sie "blame" mit "verteidigen" übersetzen würden. "Beschuldigen" ist nämlich das genaue Gegenteil von "Verteidigen". Wer so berichtet (auch das "erneut" ist unberechtigt), macht sich vielmehr der plumpen Stimmungmache schuldig.
Natürlich ärgern sich ORF und viele Medien, dass Trump auch von linker Gewalt gesprochen hat, hat doch jetzt rechte Gewalt ein Opfer gefordert. Das kann man mit Fug und Recht kritisieren. Das tun in Amerika auch sehr viele. Viele tun das natürlich auch aus dem Wissen, dass sie ohne die Stimmen der Nicht-Weißen kein Mandat mehr bekommen könnten.
Aber trotz all dem sollte man nicht agitatorisch lügen und behaupten, Trump hätte das verteidigt. Man sollte auch nicht total verschweigen, dass es vor dem verbrecherischen Mord durch einen Rechtsextremisten auch linksradikale Gewalt gegen eine erlaubte rechte Kunsdgebung gegeben hat.
Und schließlich sollte man auch zugeben, dass die vorwöchige Anti-Trump-Hysterie, bei der der ORF voll mitgemacht hat, peinlich geplatzt ist. Denn in der Vorwoche hat man ihm mit ähnlich viel Schaum vor dem Mund in Sachen Nordkorea vorgeworfen, ein gefährlicher Kriegstreiber zu sein. Inzwischen aber deutet alles darauf hin, dass Nordkoreas Diktator als Reaktion auf die drohenden Worte Trumps zumindest vorerst einen vollen Rückzieher gemacht hat.
Davon aber habe ich im ORF nichts mehr gehört. Das wäre ja einmal ein positiver Satz über ihn.
Apropos plumpe Stimmungmache: Nach der Meldung, dass Christian Kern nach zwei Tagen Schweigen nun doch einen "politischen Fehler" in Sachen Silberstein zugegeben hat, wird völlig anlasslos von der seit Wochen bekannten, berichteten und voll legalen Großspende eines bekannten Industriellen an die ÖVP berichtet.
Das Hirn der Genossen ist wirklich ein sehr schlichter Apparat: Sie glauben offenbar wirklich, dass sie dadurch von den Peinlichkeiten des SPÖ-Chefs ablenken können ...