Man ist positiv überrascht, dass Tarek Leitner beim Start der heurigen Sommergespräche einen entkrampften Stil und eine freundliche Atmosphäre geschafft hat. Man kann nur hoffen, dass dieses Fehlen hasserfüllter Verbissenheit auch bei FPÖ und ÖVP zu merken sein wird. Es widerspricht jedenfalls ganz der Linie, die Leitner sonst bei seinen Interviews pflegt, die auch in den Vorjahren regelmäßig bei den Sommergesprächen zu spüren war.
Damit ist das Lob für den Moderator aber schon aufgebraucht. Es war - höflich ausgedrückt - ziemlich erstaunlich anzusehen, wie verbogen er sich in den Fauteuil gelümmelt hat. Und inhaltlich waren seine Fragen weder durch besondere Intelligenz noch durch inhaltliche Kreativität geprägt. Auch sein Gegenüber, der an sich durchaus dialogbereite Neos-Mann Strolz, konnte so wie die Zuschauer oft nicht ganz erkennen, was Leitner mit seinem Geplauder eigentlich sagen oder fragen wollte. Da sich auf der anderen Seite Strolz selbst häufig in esoterischen Wolken und Berater-Phrasen ("Wir sind ein Kräftefeld") verloren hat, werden sich wohl viele Zuschauer bald gefragt haben: "Worüber schwätzen die beiden eigentlich?", und einen anderen Kanal angesteuert haben.
Wirklich arg waren nur die beiden Einspielungen. Da hat der ORF zwei mehr als dümmliche Szenen aus hauseigenen Spiefilm-Serien ausgewählt, die beide nach dem gleichen Motto gestrickt waren: Wie sich dümmliche Drehbuchautoren die große Welt der Wirtschaft vorstellen. Wenn einem schon selbst nichts mehr einfällt, dann sendet man halt fiktionalen Unsinn, wie etwa jenen, wo ein geldgieriger Typ im Alpinlook einen Badesee zuschütten will, um ein Einkaufszentrum zu errichten.
Was auch immer das mit der Realität, mit Strolz oder dem Wahlkampf zu tun haben soll.
Da Leitner dem Gast weder etwas herauszulocken verstand noch ihn auf wirklich Interessantes hinführte, da auch Strolz nichts Neues von sich gab, bleibt für jene, die durchgehalten haben, nur ein einziger Erkenntnisgewinn: Strolz hat plötzlich seine vorarlbergerisch gefärbte Hochsprache unterbrochen und im breitesten Wiener Dialekt "Oasch" gesagt.
Wahrscheinlich glaubt er, dass er jetzt volkstümlich ist.