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Kurt Ceipek (ORF2 Fr, 28.07.2017, 22:10)
ZIB 2

Manchmal ist man als zahlender ORF-Kunde versucht, die auf dem Bildschirm auftauchenden Akteure für nicht ganz zurechnungsfähig zu halten. Oft könnte man auch bitter lachen, wenn die Ereignisse, über die berichtet wird, nicht alles andere als zum Lachen wären.

Ein Gustostückchen war der Bericht über den Messerstecher in Hamburg, der in einem Supermarkt einen Mann erstochen und andere Menschen schwer verletzt hat.

Manche unserer geneigten Leser werden sofort gedacht haben: Sicher wieder so ein mörderischer Islamist.

Aber Sabine Schuster, ORF-Mitarbeiterin in Berlin, sieht das differenzierter. Wörtlich sagte sie: „Na ja, wenn man hört, dass es sich um einen 26-jährigen Mann handelt der in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren ist, dann schrillen bei Verschwörungstheoretikern sofort die Alarmglocken.“ Dabei – so fügte die gute Frau hinzu – könnte es sich doch auch um einen Amoktäter oder einen geistig verwirrten Täter handeln.

ZiB2-Zuschauer dürften vermutlich zu 90 Prozent zu den üblen „Verschwörungstheoretikern“ zählen. Die restlichen zehn Prozent halten den Mörder mit dem Messer vermutlich für einen tapferen Glaubenskrieger, dem hoch anzurechnen ist, dass er während und nach der Bluttat pflichtgemäß „Allahu akbar“ gerufen hat. Für die Opfer wird es allerdings keinen großen Unterschied machen, ob der Mann Islamist, Amokläufer oder geistig verwirrt war, weil vermutlich alles zutrifft.

Doch Vorsicht: Wer so einen Mann ohne zu zögern und ohne lange herumzulamentieren als „islamistischen Terroristen“ einstuft ist in den Augen vieler ORF-Gutmenschen sicher ein Neonazi (kann auch ein Altnazi sein) und bis in die Knochen islamophob, auf jeden Fall aber ein überängstlicher Idiot.

Schon bald werden die ersten Welterklärer vor die Kameras drängen und beschwichtigen, dass es ohnehin nicht so viele derartige Vorfälle gebe. Dann dürfen wir alle wieder beruhigt sein.