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Werner Reichel (oe1 Do, 06.07.2017, 07:00)
Morgenjournal (I)

Ein IS-Anhänger ermordet brutal ein altes Linzer Ehepaar, weil dessen Sohn ein langjähriger Mitarbeiter von Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner war.

Das ist eine Täter-Opfer-Konstellation, mit der sich der ORF sehr schwer tut. Erstens haben Menschen aus der FPÖ oder aus dem Umfeld dieser Partei Täter zu sein und nicht Opfer. Freiheitliche sind Nazis, Rassisten, die hässlichsten Menschen (© Christa Zöchling), Homo- und Xenophobe, aber niemals Opfer. Zweitens ist der Täter ein „Flüchtling“, einer, der nach Gutmenschendefinition die Gesellschaft bereichert und gut integriert ist, weil er Gemüse zustellt. Bei ihm ist es genau umgekehrt. Er hat nach dem naiven Multikulti-Weltbild des Staatsfunks stets Opfer und nicht Täter zu sein.

Und weil FPÖ-Politiker und deren Wähler seit Jahren von den Mainstreammedien als geistige Brandstifter, Hetzer oder Rassisten präsentiert werden, sie also ganz gezielt Ressentiments und Hass gegen diese unliebsamen und die linke Hegemonie bedrohenden Menschen schüren, sind ein Bekenntnis zur FPÖ oder gar aktive politische Arbeit für die Freiheitlichen in Österreich mit gesellschaftlicher Ächtung bis hin zu Gefahren für Leib und Leben verbunden. Was durch den Linzer Doppelmord einmal mehr blutig bestätigt worden ist.

Stellen Sie sich den Fall vor, in dem ein FPÖ-Sympathisant ein altes Ehepaar ermordet, weil er die Grünen hasst und die Tochter dieses Paares eine wichtige Funktion bei den Grünen innehat. Hier würde die Täter-Opfer-Konstellation perfekt ins holzschnittartige Weltbild des gemeinen ORF-Redakteurs passen, die Berichterstattung wäre entsprechend, mit Sondersendungen und Breaking News inklusive.  Aber so …  Es gibt offensichtlich zwei Klassen von Opfern. Und Tätern.

Im Linzer Fall, wo der Täter sein Motiv, den Hass auf die FPÖ, ganz klar benannt hat, tut sich der ORF extrem schwer, windet sich wie ein Aal durch seine Meldungen, Analysen und Interviews, die er - ganz ignorieren kann er den Fall nicht - senden muss. Im Morgenjournal geht es hauptsächlich darum, welcher Politiker und Polizist was, wie und warum gesagt hat. Das soll dem Hörer suggerieren, dass das alles gar nicht so sein müsse, sondern nur die Meinung/Einschätzung der jeweiligen Person ist. Und man kennt ja die Meinung, die die meisten ORF-Redakteure über Polizisten und ihre Arbeit haben.

Die FPÖ und das Motiv werden im Morgenjournal nur ein oder zweimal am Rande erwähnt. Ist offenbar nicht so wichtig. Und die Fragen im Interview mit dem oberösterreichischen Polizeidirektor zielen stets darauf ab, den IS-Hintergrund des Täters zu relativieren. Was der ORF damit unter anderem vermeiden will, dass Menschen aus dem FPÖ-Umfeld zu Opfern eines politischen Mordes oder gar zu Märtyrern werden. Das können die Linken so gar nicht gebrauchen. Die ganze Berichterstattung wirkt deshalb kalt und menschenverachtend.

 

Der ORF hat zur Kritik an seiner Berichterstattung über den Linzer Doppelmord folgende Stellungnahme veröffentlicht und auch orf-watch.at übermittelt:

ORF weist FPÖ-Unterstellungen im Zusammenhang mit seiner Berichterstattung zurück: 35 Berichte seit 1. Juli in Radio und Fernsehen

 Der ORF weist die Unterstellung, nicht oder nicht korrekt über den angesprochenen tragischen Fall in seinen Medien berichtet zu haben, entschieden zurück. Insgesamt widmeten sich seit 1. Juli 35 Berichte in Radio und Fernsehen dem Thema (Stand: 6.7., 12.00 Uhr).  

 Direkt nach dem Bekanntwerden der tragischen Tat am 1. Juli hat der ORF im Radio in insgesamt 10 Beiträgen (u. a. in Ö1, Ö3, Radio OÖ), im Fernsehen in 4 Beiträgen (u. a. „ZiB“ 17.00 Uhr, „ZiB 1“ 19.30 Uhr, Spät-„ZiB“, „Oberösterreich heute“) und entsprechenden Online-Stories auf ORF.at aktuell und ausführlich informiert.

 Über die Pressekonferenz des Innenministers am 5.7. hat der ORF ebenfalls rasch und umfassend informiert, und zwar in den unmittelbar nächsten Nachrichtensendungen in allen seinen Medien. Im Fernsehen widmeten sich seit der PK 10 Beiträge (u. a. „ZiB 2“ 22.00 Uhr, „ZiB flash“ 22.05 Uhr, „ZiB 24“ 23.45 Uhr, „Früh-ZiBs“) dem Thema, im Radio 11 Beiträge und online wurde ebenfalls ausführlich informiert (Stand 6.7., 11.00 Uhr). Die Zahl der Beiträge erhöht sich natürlich laufend.  

 Zur ORF-TVthek: Der ORF überträgt auf der TVthek fallweise das von der APA produzierte TV-Signal von Pressekonferenzen. Von der gestrigen PK des Innenministers hat die APA keine entsprechende Übertragung angeboten, weil lt. Stellungnahme des APA-Chefredakteurs auch aus der Einladung zur PK nicht ersichtlich war, dass ein IS-Zusammenhang des Falls Thema sein werde.