Dienstagsabend ist Bobo-Time im ORF. In der Sendeschiene für betreutes Denken, genannt Die.Nacht, darf jeder, der linke und politisch korrekte - also systemkonforme - Botschaften vor- bzw. nachbetet und der etwas talentierter und bekannter als der durchschnittliche rumänischer U-Bahnmusiker ist, sein Gesicht in die Kameras des staatlichen Fernsehens halten. In den unterschiedlichen Sendeformaten darf er seine Kunst, seine Produkte oder Dienstleistungen bewerben. Jeder linke „Kreative“ kann und soll dazu beitragen, dass die Stimmung unter den Österreichern nicht kippt.
Wer mitmacht und dabei (aus linker Sicht) nicht allzu peinlich rüberkommt, wird mit Sendezeit und Bekanntheit belohnt, ist gern gesehener Gast im Staatsfunk. So ein TV-Auftritt ist für Kleinkünstler, Autoren, Schauspieler, Musiker etc. unbezahlbar. Eine Hand wäscht die andere, auch wenn die linken Netzwerke angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche und politischen Entwicklungen lichter werden und die Mainstreammedien immer mehr an Bedeutung verlieren. Noch stottert der ORF-Propagandamotor vor sich hin, wenn auch nur noch auf zwei Zylindern. Noch hat der Staatsfunk genügend Reichweite (zumindest in der Zielgruppe 40+ und beim akademischen Prekariat) und ausreichend finanzielle Mittel, um für die Staatskünstler attraktiv zu sein.
Deshalb kommen Sie gerne in Sendungen wie Willkommen Österreich, wo sie ihr neues Buch, ihr neues Programm oder ihre neue CD vorstellen dürfen. Sie können sich zudem sicher sein, von den beiden Berufskomikern Grissemann und Stermann stets freundlich behandelt zu werden. Man ist schließlich unter sich.
Wenn sich – warum auch immer – mal ein Nichtlinker in die Sendung verirrt, dann wird er gnadenlos fertiggemacht und vorgeführt. Man erinnere sich etwa an Stefan Petzner, der sich seit Jahren bei den Linken anbiedert, die ihn aber bestenfalls als Fußabstreifer benutzen. So wie Grissemann und Stermann. Zuckerbrot und Peitsche, so einfach sind die Regeln in diesem Machterhaltungsspiel.
Nach Willkommen Österreich läuft PraterSterne. Eine Kabarettsendung mit bekannten und noch unbekannten Kleinkünstlern. Gestern wurde ein Best Of gezeigt. Sollten dabei tatsächlich die besten, lustigsten, intelligentesten oder hintergründigsten Witze und Szenen aus mehreren Folgen zu sehen gewesen sein, dann lässt sich festhalten, dass österreichischer Humor überall zu finden ist, nur nicht auf den Kabarettbühnen.
Die Witze waren durchgehend bemüht, flach, peinlich, spießig und, was das schlimmste ist, total unlustig. Ein heimischer Kabarettist hat es aber auch schwer. Denn die Spaßmacher sind allesamt mehr oder weniger, direkt oder indirekt vom Staat und seinen vielen halbstaatlichen Vereinen und Einrichtungen abhängig. Da heißt es immer brav systemerhaltende Pointen abfeuern. So weiß jeder österreichische Humorpraktikant genau, wie er z.B. mit Bundespräsident Van der Bellen zu verfahren hat: Erlaubt sind schleimig-anbiedernde Witzchen über seine Kettenraucherei (er ist halt auch nur ein Mensch …) und über seine professorales - sprich langsames - Getue (er ist halt nicht mehr der jüngste … ). Das finden Linke lustig. Wirklich. Kritik an seinen zum Teil dümmlichen Aussagen und seinen vielen verbalen Fehltritten ist hingegen tabu. Er meint es ja eh nicht so ….
Wer als Spaßmacher Karriere und sich nicht unbeliebt machen möchte, bei (staatlich bezuschussten) Kabarettbühnen, im Staatsfernsehen, bei (staatlich bezuschussten) Verlagen und Medien unter- bzw. vorkommen möchte, der weiß genau, worüber er welche Witze machen darf und soll. Deshalb lassen sich ca. 90% aller Kabarettisten-Witze in zwei unterschiedliche Gruppen einteilen: die mehr oder weniger unpolitischen (meine Freundin versteht mich nicht etc.) und die politischen Witze. Diese haben praktisch immer die selbe Pointe: Die FPÖ (bzw. alle nichtlinken Parteien) und ihre Wähler sind Volltrotteln. Mehr steckt nicht dahinter. Von dieser einen Pointe leben zahlreiche Kabarettisten seit Jahrzehnten. Hatte Alfred Dorfer jemals eine andere? Jeder brave heimische Kabarettist, selbst die mehr oder weniger unpolitischen, müssen, um nicht geächtet zu werden, diese Pointe zumindest 3- bis 4-mal pro Abend einbauen. Heimische Großmeister des politischen Kabaretts schaffen locker die 100er-Grenze. Dafür bekommen sie dann aber auch eigene Sendungen im Staatsfunk. Was sich seit Herbst 2015 allerdings geändert hat: Früher war diese Pointe immer für Lacher gut. Jetzt bleiben sie aus oder wirken zunehmend angestrengter.
Immer weniger Bobos können über die ewig gleichen abgeschmackten FPÖWähler-KroneLeser-VolksmusikFans-HoferWähler-sind-Volldillo-Gags lachen. Vor allem, weil selbst dem Opportunisten mit Bachelorabschluss in Genderstudies langsam dämmert, dass seine Idole und großen Vorbilder mit ihren Ansichten und Meinungen sehr oft und sehr weit danebenliegen, dass man vielleicht gar selbst der Volldepp ist und vielleicht etwas weniger auf halblustige Staatskomiker und -künstler hören sollte.
Okay, Sebastian Kurz hat große Ohren, über die in Willkommen Österreich gerne Witze gerissen werden. Linke finden das lustig. Trotzdem: Irgendwie ist das, was er sagt, fordert und auch teilweise umsetzt, wesentlich durchdachter, intelligenter und vorausschauender als die Geistesblitze von Christian Kern oder Ulrike Lunacek. Große Ohren hin oder her. Aber noch füllt man mit diesen lauen Witzchen die – nicht allzu großen – Säle der subventionierten Kleinkunstbühnen und schafft es zumindest noch ein paar tausend Zuseher vor den TV-Geräten zu versammeln. Wobei der gemeine Kabarettist in einer Zwickmühle steckt: Einerseits wird von ihm erwartet, dass er gegen Strache und vor allem gegen Kurz hetzt, anderseits entdecken immer mehr Kabarettebesucher ihre Sympathien für ebendiesen Kurz. Was tun? Dümmliche Ohrenwitze sind offenbar eine praktikable Lösung um vorerst beide Seiten zufriedenzustellen. Umbruchszeiten sind harte Zeiten für Opportunisten: Wann ist nochmal der günstigste Zeitpunkt, sein Fähnchen in den Wind zu hängen?
Lustig sind solche staatlichen Kabarettsendungen jedenfalls nicht. Wenn etwa Thomas Maurer ins unpolitische Fach wechselt und darüber sinniert, dass man heute ohne Lebensmittelunverträglichkeit nicht mehr so richtig dazugehört. Bobo-Probleme. Maurer und seine Fans halten das wahrscheinlich für mutige und witzige Gesellschaftskritik. In der DDR hätte er vermutlich Witze über den zu lauten Zweitakt-Motor im Trabi oder die dämlichen Westdeutschen gerissen. Glauben Sie nicht? Schauen sie sich auf YouTube Sketche aus dem DDR-Staatsfernsehen an. Die Ähnlichkleiten sind nicht zu übersehen. Oder wenn man I Stangl zusieht, wie er mit vergammelten Kommunistenwitzen verzweifelt versucht, zumindest noch ein paar Lacher zu ernten …
Auch die anderen Gags und Pointen bei den PraterSternen waren von dieser Qualität. Die Verunsicherung der einst so strahlenden Herolde der politischen Korrektheit und den Niedergang dieses Systems, von dem sie so lange profitiert haben, all das konnte man in diesem Best Of gut beobachten. Diese Sendung war deshalb – trotz der flachen Witze - äußerst erbaulich.